CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Storm Corrosion - Storm Corrosion
(47:53, Roadrunner Records, 2012)

Wenn sich zwei in Progkreisen recht bekannte Künstler zusammentun, dann entsteht natürlich ganz automatisch so etwas wie eine gewisse Erwartungshaltung in Anbetracht ihrer Historie. Doch Steven Wilson (Porcupine Tree) und Mikael Ackerfeldt (Opeth) liefern auf ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit etwas ab, was man in dieser Konsequenz nicht erwarten durfte. Mystisch und ruhig beginnt das Album, immer wieder wartet man auf den finalen Ausbruch, doch genau so geht das gesamte Album weiter, das eher zurückhaltend, bisweilen fast schon minimalistisch und besinnlich ausgefallen ist. Es spricht für die künstlerische Freiheit der Beiden und dem eigenen Selbstverständnis, dass man eben nicht die Schnittmenge der Bands zu hören bekommt, die die beiden als prägnante Köpfe repräsentieren. Natürlich erinnert die fließende Ruhe, die wunderbare schöne Stimmungstiefe hier und da eben doch an die zurückgenommenen Momente, die man auch von Porcupine Tree und Opeth kennt. Trotzdem ist beim Projekt Storm Corrosion alles noch viel mehr auf Atmosphäre und Melancholie zusammengeschmolzen, ist der Verzicht auf emotionale Ausbrüche auch so etwas wie eine Selbstbeschränkung auf Traurigkeit und tiefgründige Klangfarben. Es erstaunt dennoch, dass man dafür als Format meist recht lange Songs wählte, denn bis auf das knapp 5-minütige "Happy", geht es vermehrt Richtung Längen von 10 Minuten. Für die Fans von Opeth ist dieses Album im Vergleich mit deren ruhigstem Werk "Damnation" noch um einiges besinnlicher und zurückhaltender ausgefallen und somit sicherlich eine harte Belastungsprobe. Auch mit Steven Wilsons Solowerken bzw. den akustischen Momenten von Porcupine Tree sind hier nur sehr marginale Ähnlichkeiten zu erkennen. Dennoch ist Storm Corrosion eine Art Verschmelzung der Ideen der beiden Protagonisten, beschränkt auf deren sentimentale, cineastische Augenblicke. Oder um die Worte von Steven Wilson zu gebrauchen: "Ich würde es als Anti-Rock-Album beschreiben. Die meisten Leute hätten erwartet, dass Mikael und ich ein Rock-Album aufnehmen, aber in Wirklichkeit haben wir das Gegenteil gemacht."

Kristian Selm



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