CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Squackett - A life within a day
(46:17, Esoteric Recordings, 2012)

Chris Squire und Steve Hackett haben sich zusammengetan. Macht Squackett... Als Howe und Hackett weiland 1986 symphonischen Stadionrock konzipierten, nannten sie es GTR. Keine Ahnung welcher Projektname besser ist. Nun hört man von der Zusammenarbeit und denkt sich; "nun ja, Hackett ist niemals peinlich geworden und mit Squire's Bassarbeit hat der kontinuierliche Abstieg von Yes auch nichts zu tun. Sollte ok werden." Und dann liest man erste Kritiken. Vernichtend! Schlechter Poprock, schlabberige Sounds, belanglose Mucke. Oder aber die Fanboys sind auch wieder unterwegs und verteilen kübelweise den Meisterwerkstatus... Ja, was denn nun? Zunächst einmal sollte darauf hingewiesen werden, dass Roger King (Steve-Hackett-Band) auch dabei ist und an den Songs mitgearbeitet hat. Komposition und Produktion ist sein Fach und zumindest letzteres hat er nachweislich nicht verkehrt gemacht. Weitere Gastmusiker sind ebenfalls beteiligt, haben aber nicht die Strahlkraft des Keyboarders. Hackett singt "seine" Songs und das ist immer eine schlechte Nachricht. So sehr ich den Mann für sein Gitarrenspiel, Teile seiner Discographie und seinen Beitrag an Genesis bewundere, er soll das Maul halten! Allerdings hat mich sein schwaches Organ auch schon mehr genervt, weil es hier immer sehr verfremdet eingesetzt wird und zu einem Hardrockstampfer wie "Stormchaser" passt. Wenn Squire singt, dann geht die Sonne auf. Seit eh und je ist er meine erste Wahl für den Gesang bei Yes (eigentlich singt er exakt wie Jon Anderson, nur nicht *so* jodelig). Einige Stücke sind ein bisschen sehr altersmilde... Da blubbert irgendwas belanglos vor sich hin, stört nicht groß und erinnert im schlimmsten Fall an Bands wie REO Speedwagon... Ok, das ist eine sehr schlechte Nachricht. Aber das ist auch worst-case... ("Can't stop the rain"). Alles in allem ist das kein Progalbum. Eher ein atmosphärisches Rockalbum mit gewisser Radio-Attitüde. So richtig aus dem Quark kommt das Ganze nur, wenn Hackett zu großen Solo-Läufen ansetzt, aber gerade dieser Gegensatz aus seriösem Altherren-Rock und den mal elegischen, mal durchaus rotzigen Gitarrenpassagen können durchaus überzeugen. Zusätzlich bekommen wir augenzwinkernde Passagen, die an die üblichen Verdächtigen erinnern. "The summer backwards" ist eine tiefe Verneigung vor "Entangled" (Genesis)..., oder geht es doch um "Turn of the century" (Yes)? Das Titelstück bietet einiges von dem, was man sich durchgehend von dem Projekt versprochen hätte. Symphonische Note, kashmir-esker Rhythmus und Hacketts Gitarren-freakout! Etwas viel "Orchester" verkleistert es, aber ok. Gegen Stücke wie "Divided self" - ein klassisches Hackett-Motiv trifft auf ELO-Pop - oder "Sea of smiles" - Power Pop à la Buggles - kann ich überhaupt nichts einwenden. Klar, ich rede von Pop und Rock, ich rede nicht von Prog. Ich kann nur sagen, dass mich überhaupt nicht überrascht, was die beiden da zusammengebastelt haben, es ist angenehm zu konsumieren, setzte kleinere und größere Highlights und reißt damit keine Mauern ein. Einfach solide. Ich weiß nicht wen die Platte interessieren könnte, aber ich finde sie ok.

Fix Sadler



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