CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Arctic Plateau - The enemy inside
(39:53, Prophecy Productions, 2012)
Gerne haftet Bands bzw. Interpreten aus dem Post Rock Bereich der Ruf an, dass in ihren Songs die inhaltliche Entwicklung meist nur sehr schleppend zur Tat schreitet, dass die hinausgezögerten Dynamiksprünge im Zeitraffer ausgekostet werden. Arctic Plateau verfolgen einen etwas anderen Ansatz, der wesentlich songorientierter und relativ flott auf den Punkt kommt. Bis auf den Opener "Music's like..." bewegt sich das Material ausschließlich im 3-4 Minuten Bereich, wirkt der fließende Ansatz der schwebenden Gitarrenakkorde fast schon poppig verspielt. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Ein-Mann-Projekt von Gianluca Divirgilio aus Italien kommt und man in Rom eben doch von einer gewissen mentalen Fröhlichkeit umgeben ist. Es scheint so, dass die in sich selbst verharrende Traurigkeit mancher Kollegen aus nördlicheren Gefilden hier wesentlich subtiler zum Tragen kommt. Trotzdem hat das Liedgut auf "The enemy inside" einen geradezu schwelgenden, sehnsüchtigen Grundtenor, der hauptsächlich in der klanglichen, verträumten Weite seine Erfüllung findet. Da sprechen Titel wie "Melancholy is not only for soldiers" eine ganz deutliche Sprache.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012