CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Sebastian Hardie - Blueprint
(40:36, Privatpressung, 2011)

Als wäre die Zeit stehen geblieben. Mitte der 70er brachte eine australische Band namens Sebastian Hardie mit "Four moments" und "Windchase" zwei Klassiker der symphonischen Prog Szene heraus. Nicht, dass diese Alben etwas komplett Neues geboten hätten - aber diese schlichte symphonische Schönheit mit dem feinen Gitarrenspiel und dem symphonischen Tastenanstrich - das hatte schon hohe Qualität. Und so war es kein Wunder, dass beispielsweise für Fans von Bands wie Camel oder Finch auch diese Australier fast eine Pflichtveranstaltung waren. Nach zwei zwischenzeitlichen Reunion-Versuchen (u.a. mit einer veröffentlichten Live-CD) liegt nun tatsächlich ein neues Studioalbum dieses australischen Prog-Urgesteins vor. Nach einer Japan-Tournee im Jahr 2003 hatte man beschlossen, ein neues Studioalbum aufzunehmen. Wie man sieht, hat dies eine ganze Weile gedauert, aber jetzt liegt es vor. Und zwar in Originalbesetzung eingespielt. Und es liefert genau das, was der Fan erwartet. Keine frickeligen, höchst-komplexen Soundgebilde, sondern einfach nur wunderschöner Symphonik-Prog. Nicht erst mit dem zweiten Titel "Vuja de" hatte ich mein persönliches Deja vu-Erlebnis. Schon die ersten Takte des Openers machen klar: Sebastian Hardie sind wieder da! Natürlich wieder mit dem markanten Gitarrenspiel eines Mario Millo, dem typischen Sound des Keyboarders Toivo Pilt, dem es nie darum ging, mit irgendwelchen wieselflinken Tastenläufen zu glänzen, sondern der - wie auch jetzt wieder - einfach nur den perfekten Gegenpart zu Millo mit seinem Orgelspiel und den wohl bedachten Mellotroneinsätzen spielt. Dazu wieder die bewährte Rhythmusgruppe, bestehend aus den Plavsic-Brüdern. Wie gesagt - als wären sie nie weg gewesen. Selbst wenn es mal etwas mainstreamiger wird - die feinen Kompositionen und die unspektakuläre, aber doch durchaus angenehme Stimme Millos - das hat was. Klasse Comeback, keine Frage. Schön, dass sie wieder da sind, und schade, dass sie auch spielzeittechnisch voll in den 70ern stecken geblieben sind.

Jürgen Meurer



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