CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
SBB - SBB
(78:23, Metal Mind Productions, 2012)
Und da waren es nur noch zwei. Mittlerweile auf Duo Format geschrumpft, spielten die beiden SBB Urgesteine Josef Skrzek und Apostolis Anthimos ihr aktuelles Album ein. Schlicht und einfach nach dem Bandnamen betitelt - sowie bereits das 1974er Debüt - verwirklichten die beiden ein sehr spontanes Album, das weniger von ausgefeilten Arrangements, sondern vielmehr vom improvisativen Geist geprägt ist. Bereits in den 70ern verfuhren die beiden nach einem ähnlichen Ansatz, was wohl Skrzek auch zu dem Kommentar hinreißen ließ, dass das neue Material über "einen neuen Sound - frisch, ausgefeilt aber trotzdem spontan und voll von jugendlicher Energie" verfügt. Doch während in den 70ern die Ausflüge in kompositorisch freie Gefilde sehr oft recht spannend und überraschend gerieten, so erfüllt das aktuelle Material diese Kriterien nur zum Teil. Dass man weniger Gas gibt, die Grundstimmung eher melancholisch, düster und teils bluesig ausgefallen ist, lässt sich noch mit dem mittlerweile recht hohen Alter der Musiker begründen. Dass man jedoch heutzutage leider nicht mehr auf gesamte Spieldauer packende Interaktion bietet, mag man einfach damit erklären, dass der Hunger und die Spontaneität der frühen Tage eben doch zum Teil verloren gegangen ist. Und genau dieses Manko durchzog bereits die letzten Veröffentlichungen von SBB. Trotzdem ist "SBB" so etwas wie der Versuch der Rückbesinnung der eigenen Vergangenheit bzw. ein Streifzug durch die eigene Historie, was auch Titel wie z.B. "Niemen", "1974" oder "Urodziny w Roskilde" bzw. "Ameryka" erkennen lassen. Skrzek spielt wieder wesentlich mehr Keyboards, die Arrangements sind wesentlich offener, teils leicht jazzig und weit weniger vorhersehbar. Trotzdem erweckt dieses Album mehr den Eindruck einer spontanen Session, bei der beim gemeinsamen Spiel jede Menge Material entstand. Interessant, lässig, düster.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012