CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Puzzle King - Anna
(77:46, Privatpressung, 2012)

Hinter dem Namen Puzzle King verbirgt sich der französische Musiker Francois Puzenat, der auf seinem Debütalbum gleich mit einem recht ambitionierten Konzeptalbum aufwartet. Nicht nur spielzeittechnisch gesehen ist das Album vollgepackt. Auch dem beigefügten Informationsheft ist einiges zu entnehmen. Zum Beispiel, wer so alles Herrn Puzenat musikalisch beeinflusst hat. Das sind z.B. viele 70er-Prog-Größen wie Genesis, Yes, PF, KC, desweiteren werden auch Bands der aktuellen Szene aufgeführt wie Flower Kings, Sylvan, Lazuli, Nemo, Unitopia, Dream Theater, Eureka, um nur einige zu nennen. Aber auch Klassiker wie Queen, Supertramp, Boston, Kansas, Scorpions usw. Auch an bekannten Landsleuten fehlt es in der Auflistung nicht: Brel, Goldman, Brassens usw. Und schließlich aus der Klassik noch Satie und Grieg. Was mag wohl bei einer solchen Inspirationsquellenauflistung als Endresultat herauskommen? Nun ja, ein Meisterwerk auf dem Niveau alter Genesis oder Flower Kings oder Kansas ist es nicht, man hört die Einflüsse auch nicht unbedingt allesamt heraus - das wäre ja auch vermutlich ein schönes Durcheinander. Aber das ist doch schon beachtlich, was Puzenat hier fast im Alleingang (er singt und spielt Gitarren, Keyboards, und ist für programmierte Sounds zuständig) fabriziert hat. Lediglich 3 Gastmusiker an Bass, Posaune und Klarinette haben hier ausgeholfen. Der Gesangsanteil ist recht hoch, gesungen wird in Muttersprache (es gibt aber wohl auch eine in Englisch vorgetragene Version). Richtig heavy wird es nie, aber gelegentlich wird doch durchaus Tempo aufgenommen. Die Arrangements sind nicht übermäßig komplex geraten, Puzenat pendelt zwischen Neo Prog, Retro Prog und Melodic Rock. Bisweilen klingt es für mich wie eine Mischung aus zahmen Nemo und Lievaux-Transfo. Abwechslungsreiche Kompositionen in Kombination mit brauchbarem Gesang machen das Debüt zu einer ordentlichen Scheibe, auch wenn sie für meinen Geschmack einen Tick zu lang geraten ist.

Jürgen Meurer



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