CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Ian Anderson - Thick as a brick 2
(53:45, Chrysalis / EMI, 2012)

Auch Ian Anderson hat es getan. Das, was beispielsweise bei Queensrÿche ("Operation mindcrime II") oder Helloween ("Keeper of the seven keys - The legacy") so grauenhaft ins Beinkleid gegangen war. Teil 2 des Fan-Favoriten-Albums. Die Idee dazu kam ihm übrigens nicht mal selbst, sondern wurde ihm, wie es heißt, von Prog-Legende Derek Shulman (Gentle Giant) eingeimpft. Auf den Umstand, dass inzwischen von der alten Tull-Garde nicht einmal mehr Gitarrist und Urgestein Martin Lancelot Barre dabei ist, reagiert Mr. Anderson, Esq. übrigens honorig, in dem er "Thick as a brick 2" nicht direkt unter der Jethro Tull-Flagge segeln lässt. Übrigens, so schade die Trennung von Barre ist, die Besetzung bei Album (und wohl auch Tourband) mit Florian Opahle (guit; u.a. Greg Lake, Al di Meola), John O'Hara (key), David Goodier (bss), und Scott Hammond (drms) kann sich durchaus sehen lassen. Im Mittelpunkt der Songtexte des Originals stand die fiktive kindliche Hauptfigur Gerald Bostock. Das Album avancierte zum Spitzenreiter in den heimatlichen Billboard Charts und zu nennenswerten Erfolgen in etlichen anderen Ländern. Vierzig Jahre später stellt Anderson sich und uns nun die Frage: Was würde Gerald Bostock, der nun 50 Jahre alt wäre, heutzutage machen? Wie wäre es ihm in all der Zeit ergangen? Hier stellt sich außerdem noch die Frage - wie klingt TAAB2? Überraschend gut. Authentisch. Man könnte es vom Sound her kaum mit einem 70er Jahre-Album verwechseln, der Zeitgeist aber scheint vorzüglich getroffen. Die Songs halten eine schöne Balance zwischen direktem Zitat und augenzwinkernd auf das Original verweisender Novität. Songs wie "Banker bets..." sind nicht nur textlich hörenswert, sondern auch musikalisch eine angenehm nostalgische Angelegenheit und kein Vergleich mit Andersonschen Geschmacksirrungen, wie es sie beispielsweise zu "A"-Zeiten ja reichlich gab. Das Album erscheint auch als Special Edition inklusive DVD mit 5.1-Mix, 24-bit Stereo-Mix sowie einem Making Of.

Klaus Reckert



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