CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

O.S.I. - Fire make thunder
(43:16, Metal Blade, 2012)

Es ist einer Band immer sehr hoch anzurechnen, wenn sie ihr eigenes Profil erarbeitet hat, man sie relativ schnell erkennt. Selbst wenn sich O.S.I. immer wieder leicht verändert haben, so hat das Bandprojekt von Jim Matheos und Kevin Moore seine musikalische Sichtweise mittlerweile unverkennbar präzisiert. Die rasiermesserscharfen Riffs des ehemaligen Fates Warning Gitarristen zusammen mit den elektronischen Spielereien und dem immer leicht gelangweilt wirkenden Gesang des ex-Dream Theater Keyboarders erzeugen eine eigene Klangwelt, die urban unterkühlt und distanziert wirkt. "Fire make thunder" ist drei Jahre nach der letzten gemeinsamen Kooperation "Blood" eine Fortführung, setzt aber genauso den Weg fort, der mit dem 2006er Werk "Free" eingeschlagen wurde. Einzig das namenlose Debüt war musikalisch noch etwas anders ausgerichtet, wie man mittlerweile auch auf die Beteiligung von namhaften Gastmusikern fast komplett verzichtet. Fast deshalb, weil auf "Fire make thunder" Porcupine Tree Schlagzeuger Gavin Harrison das Album gehörig unter Dampf setzt und für die rhythmische Feinarbeit sorgt. Das Songmaterial ist wiederum eine Mischung aus melancholischen Zwischentönen und kantigen Riffs, aus einer weitläufigen Anonymität und introvertierter Schönheit. Prog Metal als Stilbeschreibung ist hier vielleicht etwas unglücklich, denn mit Technik Geschredder hat dieses Album nur wenig am Hut, virtuose Instrumentalschlachten sucht man vergeblich. Trotzdem atmet dieses Album metallische Grundsubstanzen ein, ist die Härte eben ganz anders neu definiert.

Kristian Selm



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