CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
OHMphrey - Posthaste
(77:32, Magna Carta, 2012)
In den 90ern gehörte das amerikanische Label Magna Carta mit zu den prägenden Botschaftern des Progressive Rocks, vor allem in seiner härteren Spielweise. Mittlerweile ging das eigene Profil immer mehr verloren, leider viel zu selten erscheinen noch relevante Alben bei der kleinen Firma aus dem Staat New York. Bei OHMphrey handelt es sich um eine rein instrumentale, auf gemeinsame Improvisationen beruhende Band, die gleich mal mit dem Aufkleber "Supergroup" bedacht wurde. Nun gut, die Beteiligten sind alles Könner und nicht ganz unbekannt, trotzdem gehören die drei Mitglieder von Umphrey's McGee und der ehemalige Megadeth Gitarrist Chris Poland nicht unbedingt zu den ganz großen Namen der Szene, die diesen Begriff rechtfertigen. Aber Marketing gehört ja schließlich auch zum Verkauf von Musik. So jammen sich die fünf Amerikaner recht virtuos und musikalisch beeindruckend durch sieben Studiotracks und zwei sehr ausführliche Live Improvisationen. Vor allem von den drei Saitencracks (2x Gitarre, 1x Bass) wird die Musik von OHMphrey bestimmt, die sich als Gratwanderer zwischen Rock, Jazz / Progressive Rock geben, aber eben auch das improvisative Feeling des Jam Rocks aufgesaugt haben. Gerade im Livekontext beweist dann das Zusammenspiel, was hier an Spielfreude vereint wurde. "Posthaste" ist kein ständig aufgeregt wirkendes Album, bei dem die Protagonisten nur zeigen wollen, was sie auf dem Kasten haben. Die Arrangements sind offen, aber dennoch sehr konkret auf den Punkt gebracht. Die fluffige jazz-rockige Attitüde wird durch harte Rockriffs in die richtige Balance gebracht. Interessante Instrumentalscheibe.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012