CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

North Sea Radio Orchestra - I a moon
(45:36, THM, 2011)

Das ist ja mal wieder etwas Eigenwilliges. "Orchestra" trifft es schon mal ganz gut, als Beleg hier mal die Besetzungsliste: Nicola Baigent (clarinet, bass clarinet), Luke Crookes (bassoon), Ben Davies (piano, organ), Harry Escott (cello), Craig Fortnam (guitar, voice, organ, percussion), Sharron Fortnam (lead voice), James Larcombe (monosynth, organ, hurdy gurdy), Dug Parker (voice), Hugh Wilkinson (percussion) und Brian Wright (violin, viola). Und man ahnt es schon, hier geht es nicht um herkömmlichen Rock mit Tastenbombast und krachenden E-Gitarren. Nein, dieses kleine Kammerorchester präsentiert etwas sehr Eigenständiges. Die zehn Kompositionen aus der Feder von Craig Fortnam bieten eine echt interessante Mischung. Da muss einem zwangsläufig nicht alles gefallen - klar. Aber das ist schon außergewöhnlich. Mal geben die Bläser den Ton an, dann wiederum Streicher oder Akustik-Gitarre. Die Tasteninstrumente finden eher unauffällig statt, und wenn sie mal wie in "Ring moonlets" im Vordergrund stehen, passt es perfekt ins Gesamtbild. Auch die rhythmische Unterlegung ist zurückhaltend, aber auf seine Weise sehr ansprechend. Den Reiz des Albums machen diese unterschiedlich nuancierten klassischen Ansätze mittels Bläsern und Streichern aus. Dazu gesellt sich Gesang, der stellenweise stark an Kate Bush erinnert. Auch wenn es ansatzweise ein paar frickelige Momente gibt, im Großen und Ganzen überwiegt klar eine Melodie-betonte Ausrichtung. Mein Anspieltipp lautet "The earth beneath our feet", ein wunderbarer Song mit sehr schönem Gesang. Oder auch der vergleichsweise temperamentvolle Titel "Berliner Luft". Mal eine anspruchsvolle Abwechslung - fein!

Jürgen Meurer



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