CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Musica Ficta - A child & a well
(45:10, AltrOck Productions, 2012)
Das italienische Label AltrOck steht seit jeher für musikalisch und qualitativ anspruchsvolle Produktionen und überrascht immer wieder mit neuen Bands aus der weiten Welt des Progressive Rock. Während man in der Vergangenheit vor allem auf komplexe, nicht immer leicht zu goutierende Töne setzte, überraschen die 2003 in Jerusalem ins Leben gerufenen Musica Ficta als relativ gewöhnliche Retro Prog Formation mit leichtem Folk Touch. Doch in gewisser Weise bleibt AltrOck sich dann doch treu. Musica Ficta kommen zum einen aus Israel, während Frontfrau Julia Feldman konsequent mit hoher aber fester Stimme in Landessprache singt. Zum anderen ist die Band instrumental ganz eindeutig von der englischen Szene der 70er inspiriert, ohne nur als Abziehbild der oft gehörten Plattitüden durchzugehen. "A child & a well" ist durch und durch retro, doch Spuren von Hard Rock, Klassik, Folk und Jazz, sowie akustische Momente, durchdrungen von jeder Menge Flötentöne, verleihen dem Album jede Menge interessante Facetten. Da wechseln sich kraftvolle Rockelemente mit klassischen sinfonischen Strukturen ab, werden diese aber immer durchbrochen durch folkloristische Klangfarben. Immer anspruchsvoll, aber auch gleichzeitig schwebend elegant. Musica Ficta spielen sympathisch angetagt wirkenden Retro Prog, der ohne Sinfonik Bombast und Mellotronkaskaden auskommt, aber vielleicht gerade deswegen frisch und anders klingt. Damit hat die Band einen Ausweg aus den ständigen Wiederholungen des Retro Genres gefunden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012