CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Mr. Fastfinger - In motion
(59:58, In Motion, 2012)

Die Finger sind in der Tat flitzeschnell. Beim Plattenmachen aber lassen es Mika Tyskä und sein gezeichnetes Alter Ego Sensei Fastfinger eher ruhig angehen. Drei Jahre stehen auf der Uhr, seit ihr vorzügliches Debüt-Album "The way of the exploding guitar" in unserem CD-Schacht, öhm, detonierte. Das Warten hat sich gelohnt. Abermals liest sich die Gästeliste des Albums ehrfurchtgebietend: Statt Mattias IA Eklundh, Christophe Godin oder dem jetzt für Steven Wilson arbeitenden Niko Tsonev haben diesmal beispielsweise Jordan Rudess (key; u.a. Dream Theater), "Strat King" Thomas Blug (guit) oder Timo Kämäräinen ausgeholfen. Und wieder freut man sich über diese Starbeiträge, braucht sie aber eigentlich gar nicht. Denn "In motion" ist auch aus ureigenster Kraft wieder Hulk-stark geworden. Weit ab davon, jemals in reines Griffbrettgefreake zu verfallen, erzählt das Album die Geschichte einer spirituellen Reise - nur eben fast ohne Worte. Am Ende muss sich Sensei seinen inneren Dämonen stellen. Wir verraten an dieser Stelle nur, dass es dabei nicht ganz ohne virtuoses Gitarrespielen abgeht... Bis dahin erfahren wir die Schönheiten des Orients ("Unravel"), wie sich die Maultrommel in Prog Metal einzufügen versteht ("Lost world"; ein weiteres hübsches Instrument ist übrigens die Straw Oboe), gruseln uns mit Mr. Rudess nicht unerheblich ("Super Sinister"), schmelzen vor Schönheit dahin ("Ripple travel"), werden glücklich ("Beach turtles") und entgehen doch nur haarscharf den "Daemons & ghouls" bis wir erkennen: "Home is where the heart is". Dieses Album ist ein Muß für Freunde anspruchsvoller Gitarrenmusik. Für alle (Prog)Metal-Fans ja sowieso. Überdies ist es hinreißend ausgestattet (Cardboard Digibook inklusive eines Griffbrett-Spiels und des dazugehörigen Fastfinger-Plektrums) und beispielsweise via CD Baby oder auch iTunes erhältlich.

Klaus Reckert



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