CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Qumma Connection - Arabesque
(56:00, F43.2 Records, 2008)

Was als gemeinsame Jamsession von Gitarrist Qumma und Schlagzeuger Pasi Rupponen begann, endete 3 Jahre nach Gründung des Projektes im Debütalbum "Arabesque", auf dem zum festen Line-Up neben den beiden Genannten noch Keyboarder Pate Kivinen (ehemals Five Fifteen) und Cellist Tuukka Helminen (Alamaailman Vasarat) zählen. Die Konstellation ist recht ungewöhnlich, zumal Qumma auf der Warr Gitarre (u.a. aus alten Lazuli-Zeiten bekannt) agiert, so dass ein herausstechendes Merkmal der Musik des finnischen Quartetts gerade diese Kombination aus Warr Gitarre und Cello ist. Qumma ist ohne Frage der Kopf der Band, aus seiner Feder stammen sämtliche Kompositionen. "Arabesque" bietet sicherlich keine leichte Kost, stellenweise geht es bei den Finnen recht crimsonesk zur Sache und manches ist nicht unbedingt leicht verdaulich. Allerdings spielt der Faktor Melodie doch eine gewisse Rolle, so dass der Freund der moderaten, melodiösen Töne jetzt nicht abgeschreckt sein sollte. Sicherlich klingt das Debütalbum ziemlich rau und stellenweise etwas düster, aber es sind durchaus auch symphonische Klänge zu vernehmen. King Crimson zu "Larks' tongues"-Zeiten schimmert als Einfluss gelegentlich durch, wobei hier statt der Geige eben das Cello den Gegenpol zum Gitarrenspiel bildet. Die Tasteninstrumente agieren anfangs eher unauffällig und kommen erst auf der zweiten Hälfte des Albums etwas mehr zur Geltung. Der Opener "Deja vu" erinnert gleich sehr stark an King Crimson und besticht durch Qummas Warr Gitarre und das starke Schlagzeugspiel Rupponens. Das Klangbild wirkt recht mächtig, was auch auf die nachfolgenden Songs zutrifft. In "After before" übernimmt zunächst das Cello die Melodieführung, doch irgendwie traue ich diesem Wohlklang nicht und habe unterschwellig das Gefühl, dass es bald wieder ordentlich zur Sache geht. Und genau so kommt es dann auch. Ein ordentlicher Schuss Aggressivität und mächtige Sounds lösen die ruhigen Passagen wieder ab. Im weiteren Verlauf wechseln sich melodiebetonte symphonische Passagen und gelegentlich auch an frühe Anekdoten erinnernde temporeiche Parts ab. "Panic attack" fängt relativ gemütlich mit Frippertronics-ähnlichen Sounds und ausgefeiltem Schlagzeugspiel an, nimmt dann aber deutlich an Fahrt zu - auch hier wieder ein starker King Crimson Einschlag. Mein persönlicher Favorit ist der Longtrack "Jamais vu", der exemplarisch die Ausrichtung der Finnen zeigt, diese Mischung aus crimsoneskem, teils düsterem, teils aggressivem Material, symphonischen Parts wie auch einigen ambienten Einschüben. Lediglich im abschließenden Song kommt Gastsängerin Maikki Liuski zum Einsatz. Dieser Song fällt mit seinem beinahe schon sakralen Touch deutlich aus dem Rahmen, zeigt aber damit auch eine weitere Facette in der Musik dieses finnischen Quartetts auf. Ein sehr interessantes Debütalbum einer vielversprechenden Band. Erwähnenswert ist übrigens auch die feine Aufmachung der CD, die das positive Gesamtbild abrundet.

Jürgen Meurer



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