CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Pythagoras - The correlated ABC
(42:15 + 42:00, Privatpressung / Musea, 1983-85)

Den Preis für eine der aufwändigsten Verpackungen der letzten Zeit haben sich Pythagoras zweifellos verdient. Im aufklappbaren LP Cover stecken sowohl Vinyl in 3-facher Ausfertigung als LP/EP, wie die kompletten Aufnahmen nochmals als Doppel CD. Dazu bekommt man noch ein paar schöne Drucke, sowie Informationen zu den auf diesem Album befindlichen Aufnahmen. Zudem lässt sich das Album so geschickt aufstellen bzw. zusammenstecken, dass es ein rechtwinkliges Dreieck ergibt, ganz der Lehre von Pythagoras folgend. Die Band Pythagoras wurde 1979 in Den Haag gegründet und bestand im Kern aus Keyboarder René de Haan, sowie Schlagzeuger Bob de Jong. Live wurden sie vom leider 2000 verstorbenen Pieter Courtens an Sequencer, Synthesizer und Percussion unterstützt. Weitere Gastmusiker (u.a. an Saxophon, Gitarre, Bass, Percussion) sind auf den Aufnahmen auf diesem Album zu hören, die zwischen den Jahren 1983-1985 entstanden. "The correlated ABC" enthält ausschließlich unveröffentlichtes Material, das in Anschluss an die beiden regulären Studioalben "Journey to the vast unknown" (1980) und "After the silence" (1981) entstand. Zwar ist die Musik sinfonisch geprägt und von vielen Elektronik Elementen durchzogen, doch der Experimentierfreudigkeit wurden hier keine Grenzen gesetzt. Das reicht von einfacheren, liedhaften Strukturen (teils mit Gesang), progressivem Bombast bis hin zu atonalen Elektronikausflügen. Der Grundansatz ist jedoch von sachter, fragiler Melodik geprägt, wobei Pythagoras keineswegs nur den etwas weicheren Sound ihrer Landsleute bevorzugen, sondern es mitunter sehr beherzt und auch mal wuchtig heftig bzw. schräg zur Sache gehen darf. Durch die elektronischen Elemente und sphärische Tastenflächen (u.a. Mellotron) bekommt das Songmaterial zudem einen sehr atmosphärischen Anstrich verpasst. Dadurch, dass es sich hier um Aufnahmen handelt, die ursprünglich auf einer 4 Kanal Bandmaschine mitgeschnitten wurden und man hier eigentlich mehr kompositorische Skizzen und noch nicht immer komplett durchkomponierte Songfragmente zu hören bekommt, wirkt alles zwar sehr spontan, inhaltlich vielschichtig, aber eben auch unfertig. Die Klangqualität ist nicht überragend, aber durchaus in Ordnung, so dass die 28 Titel (auf Vinyl nur 27) in erster Linie als schönes Sammlerwerk durchgehen. Sowohl die "einfache" Ausgabe im digitalen Format, sowie das umfangreiche Paket werden übrigens von Musea vertrieben, weitere Informationen sind über die Website der Band erhalten.

Kristian Selm



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