CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)
Pymlico - Inspirations
(65:58, Spider House Records, 2011)
Unter dem Namen Pymlico tritt der norwegische Multiinstrumentalist Arild Brøter an. Er ist Schlagzeuger, der zusätzlich auch Tasteninstrumente, elektrische und akustische wie auch Bass Gitarre bedient. Im ausschließlich von ihm selbst eingespielten Opener zeigt er denn auch, wo seine musikalischen Wurzeln liegen. Auf seiner Homepage beruft er sich auf Genesis, Focus, Kaipa, King Crimson, Flower Kings, Agents of Mercy und Tomas Bodin. Doch hier dürfte auch Pink Floyd noch hinzugefügt werden, denn "Aldebaran" weist eindeutige Floyd Spuren auf. King Crimson höre ich auf "Inspirations" überhaupt nicht raus, vielmehr aber Flower Kings oder auch seine Landsleute von Kerrs Pink. Er wird auf den weiteren Stücken von einer Vielzahl Gastmusikern begleitet, u.a. von seinem Bruder an den Tasteninstrumenten. Das führt dazu, dass "Inspirations" weniger wie ein Soloalbum, sondern vielmehr wie ein Bandprodukt klingt. Der nächste Titel, den ich herausheben möchte, ist "Pictures - part I", den ich ohne Zögern als Outtake aus Steve Hacketts Debütalbum durchgehen lassen würde. Mit wunderschönem Flötenspiel, begleitet mit akustischer Gitarre und Mellotron ist dies ein Highlight dieses Albums geworden. Überhaupt darf festgehalten werden, dass Brøter ein gutes Gespür für feine Melodien hat, seine Instrumentalmusik ist - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - ausgesprochen melodiös ausgerichtet. Dazu gehört vermehrter Mellotron-Einsatz ebenso wie elegische Gitarrensoli. Nicht spektakulär, aber immer wieder schön. Er kann auch anders, wie er auf "Dance of the kleptomaniacs" zeigt. So seltsam der Titel, so seltsam ist auch die darauf präsentierte Musik. Hier wird quer durch alle möglichen Stilarten musiziert. Ausnahmsweise auch mal leicht angeschrägt oder auch mit scharfen Gitarrenriffs, bisweilen an die schrägeren "Brimstone"-Titel von den Flower Kings erinnernd. Diese Nummer tut als Abwechslung mal richtig gut. Danach folgt wieder eine ruhige Nummer, die mich stark an Floyds Klassiker "Us and them" erinnert, was unter anderem an dem Gilmourschen Gitarrenspiel und am feinen Saxophonpart liegen dürfte. Wie erwähnt, Pymlico steht für melodiösen Symphonic Rock, und das macht er - in Zusammenarbeit mit seinen Mitmusikern - durchaus gut. "Inspirations" ist ein feines Album ohne Durchhänger geworden, das kaum für Anhänger der härteren Gangart oder der schrägen Töne, wohl aber für den Symphonic Fan interessant sein dürfte. Vielleicht wäre aber für das nächste Album ein Schuss mehr Härte angebracht.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012