CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

The Oneira - Natural prestige
(49:08, Musea Parallèle, 2011)

Die italienischen Newcomer The Oneira wurden 2010 vom Gitarristen / Bassisten Filippos Gougoumis gegründet. Zusammen mit Giampaolo Begnoni (Keyboards) und Erik Spedicato (Schlagzeug) verfolgt das Trio einen tendenziell instrumental orientierten Ansatz (vier der zehn Titel auf dem Album sind ohne Gesang), jedoch holte man sich mit Vincent King noch einen Gastsänger mit ins Boot. Der sinfonische Rock der Südländer hat moderate progressive Ansätze, geht aber zum Teil ebenso in ausladende AOR / Melodic Rock Bereiche. Die griffigen Melodien gehen gut ins Ohr, das Songwriting ist dicht und nicht zu verschnörkelt, die Instrumentalisten glänzen eher im Zusammenspiel, als dass sie sich solistisch in den Vordergrund drängen. Das wirkt gut und souverän gemacht, was zudem durch einen powervollen, sehr ausgewogenen Sound unterstützt wird. Dafür zuständig sind die Herren aus dem Spacelab Studio, nämlich Oliver Philipps und Christian Moos, beide ebenfalls die treibenden Kräfte hinter der deutschen Prog Formation Everon. Oliver Philipps bringt sich ebenso als Special Guest ein und steuert Keyboards, Gitarre und ebenso einige Gesangspassagen bei. Ob es an der Mitarbeit von Philipps oder an den Arbeiten in den Spacelab Studios liegt: The Oneira erinnern öfters vom musikalischen Ansatz und von der Wucht an Everon. Doch leider gibt es bei viel Licht, auch etwas Schatten. Vor allem der teils südländisch gefärbte Gesang in englischer Sprache wirkt nicht immer souverän. Ebenso bei den Keyboards wurde nicht immer auf klanglich geschmackvolle Sounds gesetzt, manches klingt doch arg synthetisch und zu steril. Dass bei Musea die Promoabteilung wieder mal komplett daneben lag, dafür kann aber die Band nun wirklich nichts. Wer beim französischen Label auf diesem Album etwas von den Frühwerken von Genesis und Yes gehört haben wollte, hat wirklich sehr große Tomaten und sonstiges grobkalibriges Gemüse in den Ohren. Dies soll jedoch nicht das Gesamtresümee schmälern, denn "Natural prestige" geht zweifelsohne als gute Melodic / Sinfonic Scheibe durch, die bei den Fans dieser Musikrichtung auch auf offene Ohren stoßen sollte.

Kristian Selm



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