CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)
Michael Altenberger - Elf Entdecker
(76:56, Privatpressung, 2011)
Schon seltsam, wie man spontan Titel falsch lesen kann. Neue Prog CDs zum Besprechen sind gerade eingetroffen, darunter "Elf Entdecker". Spontan lege ich die Betonung auf "Elf". Prog, also Elfen - aber muss das dann nicht "Elfen Entdecker" heißen? Unsinn. Und um ein Konzeptalbum um einen Trainer bei der verzweifelten Suche nach der optimalen Mannschaftsaufstellung geht es auch nicht. Ganz einfach: Michael Altenberger vertont hier Entdecker wie Robert Scott oder Christopher Columbus. Hätte ich mal direkt die Coverrückseite gelesen, wäre ich gleich auf der richtigen Spur gewesen, denn dort heißt das Album "eleven explorers". Es gibt insgesamt elf Titel, also elf Entdecker, die musikalisch interpretiert werden. Die Spielzeiten liegen im Bereich zwischen 5 und 9 Minuten und mein allererster Eindruck ist durchaus positiv, denn Retro Keyboards schmeicheln sich zu Beginn ein. Und das kommt bei mir nun mal meist gut an. Im Booklet betont der Musiker, dass alle Instrumente live eingespielt wurden und er legt Wert auf die Feststellung, dass es keine programmierten Sequenzen gibt. Außerdem weist er darauf hin, dass für die meisten Analogsounds wie Mellotron, Minimoog, Hammond, Flöten, Chöre ein Emu-Vintage Synthi verwendet wurde. Und so spielt dieser Tastensound dann auch eine wichtige Rolle auf diesem Soloalbum. Doch gibt es einen Faktor, der mir das Album - ich will nicht sagen verhagelt, aber immerhin meine Begeisterung in sehr engen Grenzen hält. Nun denkt man vermutlich sofort an lausige Gesangsdarbietungen, doch die sind hier keineswegs zu erwarten, handelt es sich doch um ein reines Instrumentalalbum. Nein, was niveaumäßig schlichtweg nicht mithalten kann, ist das Gitarrenspiel. Das wirkt bisweilen holprig, unbeholfen, unpassend. Was natürlich schade ist, denn gute Ansätze sind definitiv vorhanden, gerade wenn man die Tastenarbeit betrachtet und symphonischer Wohlklang sich ausbreitet. Im Bereich melodiöser, symphonischer Keyboard Prog macht Altenberger einiges richtig, aber die Sounderweiterung durch die elektrische Gitarre hat auf seinem Debüt leider nicht funktioniert. Altenberger hat sich mit Musik und auch Cover-Aufbereitung viel Mühe gegeben, und das sollte auch honoriert werden. Es gibt noch einiges zu verbessern, aber ein erster Anfang ist gemacht, der hier auch entsprechend Erwähnung finden sollte.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012