CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

MSM Schmidt - Destination
(76:43, Laika Records, 2009)

"Destination" ist schon die dritte Veröffentlichung des Jazz-Fusion Studioprojektes um den Bremer Komponisten und Keyboarder Michael Schmidt. In frühen Jahren wurde Schmidt unter anderem von den Jazzmusikern Miles Davis und John Coltrane geprägt. Über seine sich dann entwickelnde Liebe zum Jazzrock wurde er über den persönlichen Kontakt zu seiner Lieblingsband Metro wesentlich bei den Aufnahmen seiner Debütscheibe "Arrival" (2003) beeinflusst. Hierdurch entstanden weitere Bekanntschaften zu renommierten Musikern, vor allem der amerikanischen Session- und Fusionszene, die ihn auf seinen weiteren Werken prägend unterstützen. Sein "Reiseziel" besteht aus dreizehn facettenreichen instrumentalen Fusion-Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von fast 77 Minuten. Bei Betrachtung der langen Gästeliste lässt sich schon halbwegs erahnen, dass auf hohem instrumentalem Niveau musiziert wird. Und wenn man sich die Kompositionen unvoreingenommen anhört und später die Musiker vergleicht, ist es wohl auch weniger erstaunlich, dass man schon mal an Steps Ahead, Yellowjacket oder Simon Phillips erinnert wird. Aber insgesamt schwebt für mich hinsichtlich der komplexen musikalischen Darbietung in Verbindung mit einer spielerischen Leichtigkeit der Musiker der Geist von Weather Report über diese Scheibe. Mit Tom Scott, Brandon Fields, Walt Fowler, Steve Tavaglione und Eric Marienthal bietet Michael Schmidt auch reichlich hochkarätiges Blech auf seinem Werk, wodurch die Kompositionen noch farbenfroher erscheinen. Hörenswert ist auch das Vibraphonspiel von Mike Manieri auf zwei Tracks, wodurch naturgemäß Erinnerungen an Steps Ahead aufkommen. Auch ruhigere Stücke wie "Hey Jimmy" oder "Song for an unknown friend" wissen mich zu unterhalten, was bestimmt mit der Kompositionsgüte und der exzellenten Instrumentenbehandlung der Musiker zusammenhängt. Da sind zum Beispiel der inzwischen leider schon verstorbene Bassist Dave Carpenter und Bassist Jimmy Haslip oder auch die von diversen Progaktivitäten bekannten Simon Phillips, Ric Fierabracci und Alex Machacek zu nennen. Musikinteressierte der Fusionszene, denen die oben genannten Musiker und Bands etwas sagen und die an deren Musik Freude haben, dürften auch mit "Destination" nicht verkehrt liegen. Mir sind einige Kompositionen fast schon zu vertrackt, aber wenn ich ihnen meine ganze Aufmerksamkeit widme, entsteht sogar hierbei Hörgenuss.

Wolfram Ehrhardt



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