CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Manning - Margaret's children
(60:26, Festival Music, 2011)

Eigentlich sollte man sich ja als Schreiberling nicht unbedingt durch andere CD Kritiken beeinflussen lassen. Doch wenn man liest, dass das neue Manning Album Erinnerungen an so unterschiedliche Interpreten wie u.a. Jethro Tull, Van Der Graaf Generator, die alten Electric Light Orchestra, The Flower Kings, The Tangent und Rondo Veneziano(!) weckt, dann ist man dann doch irgendwie gespannt, was denn das Doppelalbum "Margaret's children" von Guy Manning wohl so beinhaltet. Als Fortsetzung des 2006er Werkes "Anser's tree" verfolgt "Margaret's children" die fiktive Familiengeschichte von Dr.Jonathan Anser weiter und befasst sich mit weiteren Mitgliedern der Familienbande, was eine recht lange Zeitspanne von 1645 bis zur Jetztzeit umfasst. Begleitet von diversen Gastmusikern (u.a. Marek Arnold von Toxic Smile, Xavier Phideaux von der gleichnamigen Band seines Nachnamens) begibt sich der Multi-Instrumentalist Guy Manning einmal mehr in sinfonisch-melodische Gefilde und erschafft eine stilistische Verschmelzung von Retro und Neo Prog. Die oben angeführten Vergleiche passen jedoch nur teilweise. Denn etwas Flöte bzw. Saxophon machen nun mal noch lange nicht Jethro Tull bzw. Van Der Graaf Generator aus und auch vom Electric Light Orchestra war eigentlich nichts zu vernehmen. "Margaret's children" ist in vieler Hinsicht ein typisches Manning Album, was sowohl seine Kritiker bestätigt, aber auch für den Fan genau das bietet, was er erwarten durfte. Der immer etwas gequetscht wirkende Gesangsstil von Guy Manning ist letztendlich Geschmackssache, inhaltlich wird dafür recht viel Abwechslung geboten, sehr viel auf lange Formate gesetzt und auch der Unterhaltungswert bleibt auf angenehme Weise erhalten. Doch trotz aller guten Ideen und einer professionellen Umsetzung, vermisst man das Unerwartete, das Überraschende. Damit bleiben als Gesamtbeurteilung dann doch nur Adjektive wie solide und ordentlich, womit "Margaret's children" in der mittlerweile recht umfangreichen Diskografie von Guy Manning einen guten Mittelplatz einnimmt.

Kristian Selm



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