CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Alkozaur - Serum of life
(57:38, Musea, 2011)

Das aus der Gegend von Nizza kommende Sextett Alkozaur sieht sich in der Tradition von Genesis, King Crimson, Pink Floyd und Porcupine Tree verwurzelt. Doch bei genauer, etwas kritischer Betrachtungsweise stellt man fest, dass sich die Franzosen eindeutig im mal melodischen, mal etwas moderat härteren Neo Prog zu Hause fühlen. Hinzu kommt noch stark akzentbeladener Gesang, der gerade beim Opener immer wieder die Zeilen "You can forget ze sun" in die Erinnerung gräbt. Alkozaur wären sicherlich besser beraten gewesen, wenn sie auf die Heimatsprache, denn auf eindeutig als französisch-belastet erkennbares Englisch zurückgegriffen hätten. Lässt man jedoch diese Kritikpunkte bei Seite, dann ist "Serum of life" ein recht ordentliches, sehr bodenständiges Neo Prog Album, das leider mal wieder zur falschen Zeit erschienen ist. In den 90ern, im Jahrzehnt, als man jeder Prog Veröffentlichung mit Begeisterung nachhechelte, hätte "Serum of life" sicherlich einiges an Wohlgefallen erzeugt, heute wirkt dieses Album etwas angestaubt, zu vorhersehbar, im Vergleich zur sonstigen Konkurrenz nicht unbedingt in der obersten Kategorie angesiedelt. Betrachtet man "Serum of life" als reines Neo Prog Album, so fällt die Beurteilung wohlwollend positiv aus, denn die Melodien passen, die Emotionen wurden in kompakte Kompositionen verpackt, die solistischen Ausschmückungen an Gitarre und Keyboards sind gut durchdacht. Trotzdem ist "Serum of life" vor allem ein Opfer seiner Zeit, denn heutzutage hat man einfach eine größere und bessere Auswahl, wirkt vieles auf diesem Album angetagt, unfreiwillig verstaubt sehr tief in den 80ern bzw. 90ern verhaftet. Wer dennoch ein Faible für den Neo Prog jener Jahrzehnte hat und auch mit nicht immer souveränem Englisch klarkommt, sollte ganz unvorbelastet mal in dieses Album hineinhorchen. Auf der Webseite www.myspace.com/alkozaur-rock-progressif hat man dazu die Möglichkeit.

Kristian Selm



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