CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)
The Future Kings Of England - Who is this who coming?
(41:49, Backwater Records, 2011)
Das vorliegende Album ist bereits die vierte Veröffentlichung des britischen Quartetts. Die abgedruckten Informationen sind etwas karg geraten, ich erfahre lediglich, dass die Band aktuell aus folgenden vier Musikern besteht: Ian Fitch, Simon Green, Steve Mann und Karl Mallett. Welche Instrumente gespielt werden, erfährt man nicht, aber man stellt schnell fest, dass es hier nicht um typischen britischen Neo Prog geht. Vielmehr ist hier Atmosphärenerzeugung Trumpf, und das machen die Briten sehr ordentlich und konsequent. Gewidmet ist das Werk einem gewissen Montague Rhodes James (1862-1936), einem englischen Autoren von Geistergeschichten. Und so passen Musik und Covergestaltung perfekt in diesen Kontext. Der Gesang erinnert mich am ehesten an Folk-Bands, da der Gesangsanteil aber eher gering ist, spielt dies nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen legen die Briten den Akzent auf das Erzeugen von Stimmungen und Atmosphären. Das ist gelegentlich mit Traditional-Einflüssen behaftet, speziell wenn die akustischen Gitarren das Kommando haben, oder beispielsweise im fragilen, kurzen Opener "Journey to the coast". Es geht meist in sehr schleppendem Tempo voran. Erst in Titel Nummer 6 ("convinced disbeliever"), der dankenswerterweise mit dem Klingeln eines Weckers beginnt und den Hörer auf den ersten Song mit deutlich mehr Power vorbereitet, wird kurzzeitig ein Stilwechsel vollzogen. Doch insgesamt bleibt es eher ruhig gehalten, sehr atmosphärisch, bisweilen mit einer winzigen Floyd-Prise versehen, aber auch mal mit Post-Rock-Artigem aufwartend. Bei den melancholischen und teilweise leicht düsteren Kompositionen verwundert es auch nicht, dass hin und wieder mal ein dezenter Mellotrontupfer eingebracht wird. Auf eine recht eigene Weise fein und - wie gesagt - definitiv kein typischer britischer Neo Prog.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012