CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Empty Space Orchestra - Empty Space Orchestra
(50:08, Privatpressung, 2011)

Gerade dann, wenn sich eine Band nur um ihre eigene Musikalität kümmert und jegliche Genregrenzen einreißt bzw. nicht beachtet, einfach keine Erwartungen erfüllen möchte, entstehen die interessantesten Alben. So ist das namenlose Debüt des amerikanischen Quintetts Empty Space Orchestra stilistisch nur schwerlich einzuordnen, denn hier wird ein sehr breiter Bogen vom 70er Progressive Rock, Jazz Rock, Psychedelic Rock bis hin zu Post / Art Rock der Moderne gespannt. Das klingt mal nach krautiger, hypnotischer Vergangenheit, dann wieder nach expressiver Instrumentalkunst aus der Gegenwart. Immer jedoch unberechenbar, atmosphärisch sehr dicht und zugleich auf gewisse Weise euphorisch angenehm die Sinne streichelnd. Lindsey Elia (Schlagzeug), Keith O'Dell (Keyboards), Shane Thomast (Gitarre), Graham Jacobs (Saxophon, Flöte, Synthesizer) und Patrick Pearsall (Bass) setzen dabei nicht nur auf reine instrumentale, aber immer komplex treibende Power, sondern sie verzichten fast gänzlich auf ausufernde, in den Vordergrund drängende Soloparts. Das Ensemble funktioniert in erster Linie als Kollektiv. Das Empty Space Orchestra nahm ihr Album komplett live in einem Hangar in der Nähe von Sacramento auf und gerade der teilweise Verzicht auf Studiotüfteleien verleiht den neun Songs eine wuchtige Direktheit ohne jegliches Netz und doppelten Boden. Die Band gibt immer alles. Man hat nie den Eindruck, dass hier etwas gekünstelt wirkt, was dazu führt, dass sowohl die kurzen Tracks, als auch das mehr ausufernde Material eine unbändige Energie in sich vereint. Absolut beeindruckend!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2012