CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Akt - Blemmebeya
(51:29, Creative Commons, 2011)

So eigenwillig das Cover, so eigenwillig ist auch die Musik dieses italienischen Trios. Die Bandbesetzung liste ich der Einfachheit halber mal unkommentiert originalgetreu auf: Marco Brucale (chitarra acustica, elettrica, classica / banjo / xilofono / nacchere / richiamo bovino / voce), Simone Negrini (batteria / pianoforte / sintetizzatori / campioni / chitarra elettrica non amplificata, banjo, percutarra, shaker di fruttiosio / voce (non la tessa)) sowie Alessandro Malandra (basso elettrico, acustico, contrabasso, iPhone, ocarina, voce (una terza)). "Blemmebeya" ist ein Album, bei dem nach dem ersten Durchlauf nicht viel in Erinnerung bleibt. Keine Melodien mit Ohrwurmcharakter, keine Wahnsinns-Soli oder Bombast-Orgien. Aber ich habe doch das Gefühl, hier etwas durchaus Interessantes, Eigenwilliges gehört zu haben, wo es sich lohnt, noch einmal genauer hinzuhören. Ich vermag keine deutlichen Einflüsse zu erkennen, ich kann nicht sagen, dass Akt klingen wie Band XY. Das ist schon etwas Eigenes, was die Drei hier abliefern. Irgendwo ist es Retro Prog, aber weder eindeutig im melodisch-symphonischen Sektor anzusiedeln noch der schrägen Abteilung zuzuordnen, irgendwo dazwischen halt. Der italienische Gesang ist eher unauffällig, doch die Instrumentalausarbeitungen sind umso bemerkenswerter. Eine Prise Banco höre ich nach einer Weile dann doch heraus, einmal wird auch kurz Gentle Giant zitiert. Die Tastenarbeit ist sehr gut, mal Piano, mal Synthi oder auch mal ein Mellotron, das ist alles sehr ausgewogen eingesetzt. Auch die Perkussionseinlagen sind ein Pluspunkt. Die Gitarre kommt oft in akustischer Form, erinnert da vielleicht auch mal ein wenig an Celeste. Doch, doch - das ist feiner Stoff, der mit der Zeit sicherlich noch wachsen wird. Mein Favorit ist mittlerweile "Zeitgeist" mit wunderbarer Mellotronbeilage. Kompliment also an diesen italienischen Newcomer.

Jürgen Meurer



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