CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)
Effloresce - Coma ghosts
(54:23, Generation Prog Records, 2012)
Man freut sich ja immer über Prog Metal Nachwuchs aus Deutschland, und wenn die ersten Gehversuche dann schon richtig professionell klingen, gleich zweimal. Die 2008 gegründeten Effloresce aus Nürnberg dürfen jedenfalls getrost zu Deutschlands Hopefuls gezählt werden, denn die Songs auf ihrem Debut "Coma ghosts" sind erstaunlich ausgereift, auf spielerisch hohem Niveau und schön abwechslungsreich. Sofort stechen die Female Vocals hervor - ja eher eine Seltenheit im Prog Metal. Man sollte Effloresce deswegen auf keinen Fall in die Nähe von Träller-Elsen-Metal wie Nightwish packen, denn die Nürnberger sind auf jeden Fall proggiger, vielseitiger und weniger symphonisch. Der Gesang von Nicki ist kräftig und sehr ordentlich, sagt mir aber von der Stimmlage leider nicht dauerhaft zu (ist halt Geschmackssache). Immerhin scheut sie sich auch nicht davor, mal ordentlich Arch-Enemy-mäßig ins Mikro zu röhren ("Spectre Pt. I - Zorya's Dawn"). Und gelegentlich packt sie sogar ihre Flöte aus (nein, nicht die aus dem Ferienlager (), was für angenehme Farbtupfer sorgt. Alle 6 Tracks - zwischen 3 und 16 Minuten - sind vollgepackt mit (größtenteils guten) Ideen und finden meistens die richtige Balance zwischen technischen Spielereien und eingängigen Parts, was eigentlich das A und O bei einer richtig guten Prog-Band ist. Richtig gut geworden ist der letzte Track "Shuteye wanderer", der mit über 16 Minuten auch gleichzeitig das längste Stück geworden ist, und durch Abwechslungsreichtum und mit einigen tollen Instrumentalpassagen glänzen kann. In Sachen Promotion und Vertrieb wird man mangels eines großen Labels wohl (noch) Abstriche machen müssen. Aber ich bin mir sicher, dass Effloresce ihren Weg machen werden, wenn man ihnen noch etwas Zeit gibt. Denn "Coma ghosts" ist ein beachtliches, qualitativ hochwertiges Debüt für die Bayern.
Joachim Müller
© Progressive Newsletter 2012