CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Cast - CastArt
(69:03, Privatpressung, 2011)

Die mexikanischen Vorzeige Sinfonikprogger haben sich diesmal bis zur Veröffentlichung eines neuen Werkes mal drei Jahre Zeit gelassen. Und es hat ihnen auch wahrlich nicht geschadet, denn ihre abwechslungsreichen, auch mit Klassik-, Jazz- und Folkelementen garnierten Kompositionen, zelebrieren sie weiterhin auf hohem Niveau. Inzwischen ist dies seit Gründung der Band im Jahre 1978 ihre 17te Studioveröffentlichung und Gründer, Keyboardvirtuose sowie Hauptkomponist Alfonso Vidales hält die Zügel bei seiner Band weiterhin fest in den Händen. Die Musiker, die man bis auf Leadsänger Bobby Vidales - der Sohn von Alfonso - von den letzten drei CDs in dieser Besetzung kennt, sind instrumentalmusikalisch über jeden Zweifel erhaben. Besonders erwähnen möchte ich nichtsdestotrotz Gitarrist Claudio Cordero, der mit seinen zuweilen harten Gitarrenanschlägen und wieselflinken Saitenläufen der retroprogressiven Musik einen Metal Touch mit auf den Weg gibt. Auch kein Wunder, da er unter anderem bei der chilenischen Prog Metal Band Matraz in die Saiten greift. Die neue Cast Scheibe bietet nun insgesamt sieben Tracks bei einer Laufzeit von fast 70 Minuten. Neben zwei langen Stücken von 25 und 22 Minuten hört man unter anderem auch drei kürzere Kompositionen von jeweils ca. drei Minuten. Diese Art von Musik lebt bei Cast standesgemäß von ihren ausgefeilten und stimmungsvollen Instrumentalpassagen zwischen Bombast und zarter Poesie, wobei der neue Leadsänger Bobby Vidales mit seinem professionellen englischsprachigen Gesang die perfekte Ergänzung darstellt. Der vormals häufig zu hörende spanische Gesang, wodurch die Band entsprechend ihres Kulturkreises eine authentische Ausstrahlung vermittelte, ist hierdurch nicht mehr wahrzunehmen. Aber dieser Bobby Vidales macht seine Sache richtig gut, sodass hierdurch in der internationalen Musikszene vielleicht eine größere Aufmerksamkeit erreicht werden dürfte. Denn was uns Cast an spannungsgeladener Kompositionsgüte sowie versierter Instrumentenbehandlung der Musiker liefert, liegt über dem Durchschnitt der Güte der progressiven Rockszene. Der Rick Wakeman und Keith Emerson Fan dürfte bei den häufig ertönenden Keyboardvariationen von Mastermind Alfonso Vidales bestens unterhalten werden und das oftmals zu hörende Blasinstrumentenspiel von Pepe Torres gestaltet den mexikanischen Sinfonikprog zusätzlich facettenreicher. Cast ist mit "CastArt" mal wieder eine überzeugende Scheibe gelungen.

Wolfram Ehrhardt



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