CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)
Salim Ghazi Saeedi - Human encounter
(33:12, Privatpressung, 2011)
Bot Salim Ghazi Saeedi seine letzten Alben unter dem Namen Arashk an, so steht nun passend und selbstbewusst sein Name auf dem Cover der CD. "Human encounter" hat zwei Seiten, die dunkle und die helle Seite, beide jeweils 6 Songs lang, insgesamt beläuft sich das neue Album auf 33 Minuten. Die zerfahrene, zerrissene Musik ist nun deutlich jazziger, Salim mixt Progressive Rock, Fusion und folkloristische Motive seiner musikalischen Heimat zu einem einzigartigen und kaum vergleichbaren Stil, der mal an Neue Musik erinnert, an Jazz, ungewöhnliche Wege in der Rockmusik geht und progressive Komplexe auffährt, wie sie sonst eher nicht geboten werden. Die rein instrumentalen Themen haben Titel wie "You many one devils", "Sadistic teacher", "City bombardement", "Lonesomeness" oder "Lustful feast of flesh" auf der 'Dark side' und verneigen sich auf der 'Bright side' vor Vorbildern Salims, Eugene de Blaas, Ali Moini, Kurt Cobain, Thelonious Monk und Jeremy Brett. Alle Songs, alle Instrumente hat Salim selbst komponiert und aufgenommen. Die Brüchigkeit der Themen und labile Konsistenz der Kompositionen bauen indes nicht darauf, sind gewiss gewollt und Ausdruck seiner Kreativität. Sobald eine Idee jazziger wird, fließt Dynamik ins Geschehen, doch die zerrissene Brüchigkeit kommt stets wieder, offenbart sich vor allem in den melodisch führenden Instrumenten des akustischen Flügels und der elektrischen Gitarre. So ungewöhnlich "Human encounter" ist, so interessant ist es auch. Es bedarf vielfacher Hördurchgänge, diese verschlungenen Songpfade nachvollziehen zu können und Hörübung in Salims Musiksprache zu bekommen. Fast krimiartig durchlaufen die Songs laszive Höhen und düstere Tiefen, erleben faszinierende Dynamisierungen und wie aus dem Nichts fallen gelassene Energie, dass schon beim Zuhören das Gefühl aufkommt, im Traum vom Dach zu fallen. Traum: so hört sich "Human encounter" an. Wie der Soundtrack des Schlafes in allen Facetten. Empfehlung!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2012