CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

Ruins - Alone
(53:15, Magaibutsu Limited, 2011)

Mitunter stößt man auch als toleranter und musikalisch stets offener Schmierfink ganz derbe an seine Grenzen. Ruins muss man lieben und bedingungslos verehren oder man wird einfach von der hektischen Komplexität komplett überrollt. "Alone" ist ein weiteres Werk der japanischen Avantgarde Formation, das einmal mehr absolut keine Gefangenen nimmt. 21 Tracks mit ultrakomplexen Wendungen und brachialen Rhythmuswechseln, die es maximal auf etwas mehr als 3 Minuten bringen, fordern den Hörer ständig heraus. Wer hier sofort versucht, nachvollziehbare Strukturen zu finden bzw. dem Trugschluss verfällt, einer gleich erkennbaren Logik zu folgen, erleidet kompletten Schiffbruch. Das ist typisch japanisch durchgeknallt im Quadrat und in seiner Art komplett auf die vollkommen übertriebene Spitze getrieben. Hier geht es frei nach der Devise ab: schneller, abgedrehter, stets angestrengt. Ruins stehen ständig unter Starkstrom, drehen einfach alles durch den Fleischwolf. Hier ist nichts einfach oder vorhersehbar, die Band macht seit mehr als über 25 Jahren Musik immer nahe am komplett durchgeknallten Wahnsinn. Wer's komplett hektisch, stets avantgardistisch temporeich mag und auch keine Angst vor unkontrollierten japanischen Wutausbrüchen hat, wird Ruins voller Ehrfurcht lieben. Ich gebe es ganz ehrlich zu: das ist für einige Minuten belustigend beeindruckend und grandios unterhaltsam, aber letztendlich wird hier meine persönliche Schmerz- und Humorgrenze einfach gnadenlos überschritten, sorry!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2012