CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

RPWL - Beyond man and time
(73:21, Gentle Art Of Music, 2011)

Es dauerte zwar etwas länger, doch 12 Jahre nach der Bandgründung haben sich nun auch RPWL für ein Konzeptalbum von geradezu philosophischem Charakter entschieden. "Beyond man and time" beinhaltet nach eigener Aussage "eine musikalische Reise durch die Welt außerhalb von Platons Höhle - RPWL sind jenseits von Mensch und Zeit" und greift die Gedanken von Friedrich Nietzsche auf. Musikalisch vereint "Beyond man and time" diverse Elemente, die man von RPWL auf den bisherigen Alben zu hören bekam. Neben atmosphärischem Art / Progressive Rock werden sachte, orientalische World Music Elemente eingestreut. Eingängige, fast schon poppige Passagen ("Unchain the earth" hat sogar Radioqualität) durchziehen die Songstrukturen, bekommen aber ebenso die gelegentlichen solistischen Ausflüge an Keyboards und Gitarre wesentlich mehr Raum zum Atmen. Das Material ist insgesamt sphärischer, verträumter, es sind wieder vermehrt floydige Momente zu finden, ohne dass RPWL kopieren, sondern vielmehr die Stimmung aufnehmen und zu etwas Eigenem reifen lassen. Trotzdem hat das Album einen ordentlich Rockpunch, bekommen die Songs hier und da einen ordentlich Tritt in den Allerwertesten und mit dem Longsong "The fisherman" beweisen RPWL, dass sie eben auch abwechslungsreichen, epischen Retro Prog vom Allerfeinsten auf dem Kasten haben. Selbst wenn nicht alle Titel nahtlos ineinander gehen, so verfügt "Beyond man and time" über einen einheitlichen Fluss, ähnlich wie auf dem 2000er Debüt "God has failed", als man teilweise mit Übergängen arbeitete. Trotzdem ist auch dieses Album ganz eindeutig als RPWL Werk identifizierbar, da die Jungs aus Freising sich mittlerweile ihren ganz eigenen musikalischen Mikrokosmos erschaffen haben. Vor allem durch die Verbindung von modernen, kraftvollen Sounds, ohne die musikalische Vergangenheit und das Erbe der 70er komplett aus den Augen zu verlieren, wirken RPWL nicht angetagt und einfach nur retro, sondern irgendwie zeitlos aktuell.

Kristian Selm



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