CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

The Reasoning - Live in the USA: The bottle of Gettysburg
(78:17, NOVA via Universal, 2011)

Was für eine Überraschung! In meinem Briefkasten lag von Matthew Cohen himself der mir vorliegende Silberling. Die frische Pressung kann man noch riechen. Matthew hatte mich gefragt, ob er ein Konzertbild von mir verwenden darf. Dem stimmte ich zu. Und siehe da, ohne Eigenlob, auf der Rückseite der CD prangt eines meiner Gettysburgfotos. Trotz dieser Verquickung versuche ich, die Live-Auskopplung objektiv zu besprechen. Der Titel "The bottle of Gettysburg" ist eine nette Verballhornung der "battle", also der Feldschlacht, als die amerikanischen Brüder sich gegenseitig den Schädel einschlugen. Das Booklet ist schon mal sehr spartanisch ausgefallen. Auf einer Seite stehen alle Credits. Sogar der Name vom Fotograf des Livebildes. :-) Ach, das erwähnte ich ja schon. Es gibt eine Innenseite mit einer Bildercollage von The Reasoning und der Spielstätte in Gettysburg. Ich halte die Einspielung für eine tolle Live Aufnahme. Audiophil ist allerdings anders. Aber darum geht es auch gar nicht. Jeder, der bei dem Auftritt dabei war, hat die Magie der Aufführung mitbekommen. Und da war von einem Mitschnitt nicht die Rede. Das Intro halte ich für eine zu lange Einleitung, allerdings ist es eine nette klassische Melodie im Stile einer italienischen Operette. Und dann geht es in "Diamond and leather" schon mal direkt rockig zur Sache. Musikalisch finde ich die gesamte Scheibe sehr, sehr gut. Ab und an sehr rockig, dann wieder wundervolle Liedbögen. Alle Soli sind spartanisch eingesetzt, kommen aber immer gut. Was Toni Turrell an den Tasteninstrumenten und Owain Roberts an der Gitarre abliefern, ist richtig gut. Die Rhythmussektion ist sehr mannschaftsdienlich, aber immer auf den Punkt dabei. Tja, wäre da nur nicht die Stimme von Rachel Cohen. Ich finde, sie singt in einer einzigen nasalen, hohen Tonlage. Das strengt an. Musikalisch ist sonst alles richtig gemacht, was The Reasoning ausmacht. Mehrstimmiger Gesang, schöne Riffs, knackiger Bass, eingängiges Schlagzeug, tolle Lieder. Vielleicht hätte der Produzent auch die mehrmaligen Ansagen, dass CDs im Verkaufsstand zu erwerben sind, herausschneiden können. Wer The Reasoning mag, kommt um dieses Dokument nicht herum. Das Matthew Cohen als Bassist von Magenta tätig war, ist bestimmt für alle anderen auch ein gutes Kriterium. Soweit man diese progressive Musikschiene mag.

Klaus Bornemann



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