CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)

The Anabasis - Back from being gone
(74:10, 10t Records, 2011)

Aufwändige Konzeptalben mit jeder Menge Gastmusiker schüren eine gewisse Erwartungshaltung. Doch bei genauer Betrachtung ist bei "Back from being gone" in jeglicher Hinsicht mehr Schein als Sein. Barry Thompson als Gitarrist, Bassist und Keyboarder, sowie Arrangeur und alleiniger Schreiber hält hier die Fäden eindeutig in der Hand. Mit Spock's Beard Keyboarder Ryo Okumoto hat er zudem zweifellos einen kompetenten Partner zur Hand. Doch bereits der Blick auf das Gastpersonal verweist auf die zweite bzw. dritte Reihe der Prog Prominenz, was sich unglücklicherweise auch in der Musik widerspiegelt. Natürlich sollte man Musikern wie Lee Abraham (Galahad) oder Stefan Artwin (Relocator) nicht deren Kompetenz absprechen, doch komischerweise können auch sie dieses Projekt nicht aus dem Mittelmaß herausheben. Die opulenten, ausschweifenden Arrangements, meist jenseits der 10 Minuten Grenze, erzeugen Druck und flirten heftig mit sinfonischer Hard Rock Eleganz. Doch hört man sich komplett durch dieses Album, so klingt alles nur zu vertraut, wenig überraschend, bereits beim ersten Anhören zu vorhersehbar. "Back from being gone" will die Klasse der Werke von Ayreon erreichen, bleibt dabei aber im Ansatz stecken. Die Melodien und kompositorische Wucht sind gut angesetzt, jedoch wartet man gespannt auf mehr, wird die geschürte Vorfreude nicht aufgelöst bzw. in ganz andere Sphären gehoben. Viel bleibt hier leider nur ordentlicher bis anspruchsvoller Durchschnitt, bei dem die Produktion vieles gekonnt opulent zukleistert. Ein Album der vertanen Chancen.

Kristian Selm



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