CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
Solstice Coil - Natural causes
(60:34, Melodic Revolution Records, 2011)
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis die Israelis ihr Nachfolgealbum zum Debüt "A prescription for paper cuts" auf den Markt gebracht haben. Ganze sechs Jahre. Diese Zeit ist nicht ganz spurlos an ihnen vorbei gegangen, im Line-Up hat es einen Austausch der Rhythmusgruppe gegeben. Im Kern blieb die Band aber zusammen, was auch bedeutet, dass nach wie vor Shir Deutch am Mikro agiert. Nicht schier deutsch, aber auch gar nicht wie eine Band aus dem Nahen Osten klingt das, was aus den Boxen kommt. Der Gesangsanteil ist wieder recht hoch, was für den einen oder anderen ein Problem darstellen könnte, denn Deutchs Gesangsinterpretationen sind, na ja, sagen wir mal gewöhnungsbedürftig. An manchen Stellen finde ich diesen Mann durchaus gut, es gibt Passagen, da erinnert er mich an den Sänger der schwedischen Formation A.C.T, in anderen Songs klingt er ein wenig weinerlich, dann wieder recht pathetisch. Ich erinnere mich, dass ich gerade dadurch den Auftritt von Solstice Coil bei einem Prog Resiste Festival vor ein paar Jahren recht anstrengend fand. Aber trotzdem durchaus lohnend, wie auch diese CD, denn Solstice Coil haben musikalisch durchaus etwas zu bieten. Auf eine einzige Ausrichtung sind sie nicht festgelegt, es ist durchaus recht abwechslungsreich, was sie hier präsentieren. Es darf mal heavy zugehen, mal symphonisch, mal New Artrock mäßig - Gitarren und Keyboards agieren gleichberechtigt, die Songs spielen sich fast ausschließlich im 4- bis 6-Minutenbereich ab. Da bleibt zwar nach 2-3 Hördurchgängen nicht unbedingt viel hängen, aber es bleibt im Unterbewusstsein der Eindruck, dass ich mir dieses Album auch in Zukunft mal wieder einlegen werde. Viel Mühe haben sie sich auch beim Cover gegeben. Wenn man es ausklappt, kommt ein nettes Poster dabei heraus. So dick allerdings, dass es sich kaum in die CD-Hülle quetschen lässt. Ordentliches Album.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2011