CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Animals As Leaders - Weightless
(46:37, Prosthetic / Sony Music, 2011)

Beim Konzert im Kölner Underground neulich dachte man sich noch: "Warum sind diese Jungs eigentlich nicht genau so berühmt wie Steve Vai, an dessen Thron sie mehr als kratzen?" Nach Erscheinen ihres zweiten Albums "Weightless" liest man nun, dass die große Gitarrendiva Vai die Animals selbst schon auf dem Schirm hat: Er bescheinigt Ihnen, nichts weniger als "the future of creative, heavy virtuoso guitar playing" zu sein. Amen. Denn wo er recht hat... Das Soloprojekt von Gitarrist Tosin Abasi (ex-Reflux) verbindet auf "Weightless" mehr mühelos als schwerelos wirkendes Gitarrengegötze mit Prog Metal und Jazz-Fusion-Elementen. Bassist Javier Reyes und Drummer Navene Koperweis sind dem Meister gewachsen und halten das Tempo, ja scheinen ihn gelegentlich herauszufordern. Obschon Stücke wie "Infinite regression" selbstverständlich einen technischen Parforce-Ritt sondergleichen darstellen, unterscheiden sich die Animals von vielen, sagen wir mal, Mike Varney-Bands, durch die schon fast lyrische Schönheit der melodischen Ruhepunkte, die die düsenjägerschnellen Leads immer wieder ansteuern. In solchen Momenten hat Abasis leicht nasaler Ton etwas vom frühen Vinnie Moore. "Isolated incidents" bleibt sogar einigermaßen ruhig und midtempoish. Einzige Kritik an einem ansonsten hinreißenden Album: Die weiß auf nebelgrau gedruckte Schrift des Albums ist unlesbarer als der Namenszug einer Death Metal-Band. PS: Aus der Abteilung unnützes Wissen - Wikipedia verrät noch, dass Tosin Abasi und Javier Reyes gemeinsam mit Adrian Terrazas (woodw; The Mars Volta) und Eric Moore (drm; Suicidal Tendencies) Teil der Supergroup T.R.A.M. ist. Was das wohl erst für ein Gefreake abgibt...

Klaus Reckert



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