CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
Reform - Reveries of Reform
(43:56 + 62:46, Transubstans Records, 2011)
Eigentlich steht Transubstans Records eher für Retro und Hard Rock in all seinen Ausprägungen, da überrascht es umso mehr, dass hier eine Band wie Reform eine Heimat gefunden hat. Die Band hat übrigens nur den Namen mit ihrem ostdeutschen Pendant gemeinsam, bei den fünf Schweden geht es vielmehr zum Teil ziemlich dynamisch und groovig hinein in den Jazz Rock Bereich mit aber immer noch deutlichen Prog bzw. Rock Anleihen versehen. Auch sollte man sich nicht vom eher peinlichen Albumcover in die Irre führen lassen, denn die Musik ist über weite Strecken wesentlich besser, als die etwas kindische Fantasyzeichnung. "Reveries of Reform" ist das mittlerweile sechste Album des Fünfers aus dem hohen Norden, die sich auch auf diesem Album von jeder Menge Gästen unterstützen lassen. Auch wenn in der Kernmannschaft gleich drei(!) Musiker in die Keyboards greifen, so ist dieses Album weit davon entfernt, zu tastenlastig zu sein. Dafür sorgt alleine schon der hervorragende Gitarrist Peter Åkerberg, wie auch die Tasten immer geschmackvoll in Szene gesetzt werden. Wer bei Jazz Rock an sinnloses Gedudel und instrumentale Selbstdarstellung denkt, liegt bei Reform falsch, denn das Ganze hat doch eine deutliche sinfonische Rockschlagseite und vor allem genügend Laid Back Feeling mit jeder Menge gefühlvoller Soloexkursionen. Das mag dem Jazz Rock Puristen zu verwässert sein, aber die relaxte Herangehensweise hat auch ihr Gutes. Vieles ist nämlich recht zugänglich, wenn auch ein paar Mal die Grenze hin zum Zuckersüßen gefährlich überschritten wird. Dummerweise ist dieser stilistische Bruch gerade auf der ersten CD ziemlich extrem. Während die ersten drei Titel besten, temporeichen Jazz Rock bieten, folgt anschließend musikalisch sehr weichgezeichneter Sinfonic Rock mit zum Teil nicht gerade berauschendem Gesang. Mit dem letzten Titel besinnt man sich wieder eines Besseren, auch wenn man nicht ganz das Tempo und die Klasse des Beginns erreicht. CD2 ist wesentlich homogener ausgefallen, auch die teils längeren Titel bieten mehr Raum für lange Soloparts und atmosphärische Dichte. Somit über weite Strecken eine durchaus ansprechende Exkursion zwischen moderatem Jazz Rock und sinfonischem Progressive Rock.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011