CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
Levin Torn White - Levin Torn White
(55:11, Lazy Bones Recordings, 2011)
Wenn sich namhafte Musiker wie Tony Levin (u.a. Peter Gabriel, King Crimson), David Torn (u.a. David Bowie, Jeff Beck) und Alan White (Yes) zu einem Powertrio zusammentun, dann sind die Erwartungen zugegebenermaßen hoch. Das Label spricht vollmundig von einem Album, das "Fans von King Crimson und klassischen Yes" gefallen wird. Jedoch sind gerade bezüglich Alan White bestimmte Zweifel angebracht, da er gerade in den letzten Jahren nicht unbedingt durch sein filigranes Schlagzeugspiel auf sich aufmerksam machte. Das Endresultat dieses rein instrumentalen Albums erfüllt gewisse Erwartungen, birgt dennoch kreative Überraschungen in sich. Zweifelsohne ist das dominante Bass-Spiel von Tony Levin sehr prägnant, ist die teils schräge Gitarrenarbeit von David Torn meist heftiger Stoff, womit man unweigerlich ziemlich nahe Richtung King Crimson zielt. Der Yes Vergleich ist jedoch komplett überzogen, Alan White ist auf den ersten Blick der Verlierer im Zusammenspiel mit seinen Kollegen. Dennoch passt sein erstaunlich präzises und recht unspektakuläres Spiel recht gut zur Experimentierfreudigkeit von Torn und Levin, da er für den nötigen Ruhepol sorgt in der spannenden Klanginteraktion. Hyperaktives Getrommel wäre hier an manchen Stellen doch etwas zu viel des Guten gewesen. Wer mehr auf schräge, anspruchsvolle Töne im kompakten Format steht (lediglich ein Song ist länger als fünf Minuten) wird hier bestens bedient. Gerade die verschiedenen Soundkaskaden und -flächen sind spannend gestaltet. Das ist weit mehr als nur bloßes Zusammenspiel von Gitarre und Bass. Zwar bleibt, wie bei vielen Instrumentalalben, nicht sofort etwas Prägnantes hängen, aber für offene, experimentierfreudige Ohren ist dieses Album ein echter Genuss.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011