CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Junius - Reports from the threshold of death
(42:50, Prosthetic / Sony, 2011)

Waviges Flair, postrockig wrummelnde Saitenbasis, Pop-strotzende Melodien und eine klare Stimme zwischen durchsetzungsfähig und schneidend, manchmal sogar effektvoll brechend ("Dance on blood"), die genau hierin ein wenig an Andy Sears (Twelfth Night) erinnert: Junius melden sich wieder zu Wort. Diesmal sogar mit Nahtoderfahrungen - so der Albumstitel . Hierzu hatte sich Sänger / Gitarrist/ K eyboarder Joseph Martinez von entsprechenden Zeugenberichten inspirieren lassen. Und so begeben wir uns denn nun geführt von Martinez und mit "Spirit guidance" in zehn Kapiteln in das häufiger beschriebene ïweiße Licht', bzw. in "A universe without stars". Dabei geht es natürlich um die ganz großen Themen, um verpasste oder vermisste Liebe, um Reue, um Sehnsucht. Kongenial vertont von Martinez und seinen drei Mitreisenden. Das soll laut dem Rolling Stone wie "a perfect hybrid of Neurosis and The Smiths" klingen. Was für'n Dünnpfiff. Denn hier sind weder der Kontrast zwischen Morrisseys textlichen Abrechnungen und den Kinderliedmelodien feststellbar. Noch findet sich auch nur ein Abglanz von Neurosis' Metal-Eiern. Auch das Progometer zeigt kaum noch Ausschlag - im Vergleich etwa zu ihrem kantigen, vergleichsweise biestigen Debüt "Junius" und hier speziell dem Stück "Elan Fatale". Stattdessen aber gibt es Junius' relativ softe, aber wohlklingende Verheiratung von 80er Jahre Wave und Powerpop mit Postrock-Saum. Sowie ein besonders hübsches Album-Artwork. Kommt ins Licht!

Klaus Reckert



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