CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Jonesy - Dark matter
(38:01, Jonesy Records, 2011)

Jonesy hatten das große Pech, dass man sie trotz drei wirklich guter Alben in bester 70s Progressive Rock Tradition in den Jahren 1972-73 nicht wahrnahm. Sie verschwanden leider sehr schnell wieder von der Bildfläche, auch wenn einige Mitglieder später bei anderen Bands zusammen spielten. Als umfassender Überblick und toller Geheimtipp sei hier wärmstens die Doppel CD "Masquerade - The Dawn Years Anthology" von Esoteric Recordings empfohlen. Nach über 30-jähriger Pause, sind auf "Dark matter" nun vier Mitglieder von Jonesy zum ersten Mal wieder gemeinsam zu hören. Gleich zu Beginn die Einordnung zur Vergangenheit: mit dem, was Jonesy Anfang der 70er ausmachte bzw. deren musikalischen Ausrichtung hat dieses Album rein gar nichts zu tun. Bis auf den Bonustitel: keine Mellotronkaskaden, leicht jazzige Einflüsse, ausladende Progstrukturen oder instrumentale Ausschmückungen mit Trompete oder Streichern. Nichts davon. Auch wenn das Material angeblich teilweise aus den letzten 30 Jahren stammt, so geht es mehr in den sinfonischen, vor allem sehr melodischen, heimeligen Bereich mit einigen leicht psychedelischen Klangtupfern. Konzeptionell zusammengehalten werden die Titel durch Einspielungen und Geräusche, weisen einige Fragmente fast schon Hörspielcharakter auf. Das klingt über weite Strecken jedoch eher nach nachdenklich-entspanntem Alterswerk, als nach einem finalen musikalischen Lebenszeichen. Positive Ausreißer: "The nightmare", welches mit verzerrten Klängen, Dynamiksprüngen und wesentlich mehr kompositorischer Power sofort auffällt, sowie das psychedelisch verfremdete "Maybe we're all madmen" und der rhythmisch jazzig vorangetriebene und komplett aus dem sonstigen musikalischen Rahmen fallende Bonustitel "The Bown Supremacy". Kein Vorwurf, dass sich eine Band komplett von ihrer eigenen Historie löst und mehr auf leicht floydige Anleihen und musikalische Weichzeichnerei setzt. Für sich alleine betrachtet ist "Dark matter" nach meinem Geschmack einfach zu unspektakulär ausgefallen. Das sehen aber glücklicherweise für die Band nicht alle Rezensenten so.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2011