CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Iona - Another realm
(44:17 + 51:28, Open Sky, 2011)

Fünf lange Jahre sind seit dem letzten Studiowerk "The circling hour" vergangen, doch abgesehen davon, dass der sympathische Multi-Instrumentalist und Mitsongschreiber Troy Donockley leider die Band verlassen hat und durch Martin Nolan ersetzt wurde, hat sich musikalisch glücklicherweise nur sehr wenig bei Iona verändert. Auf "Another realm" bekommt man jedoch nicht nur die für die Band typische Mixtur aus keltischem Rock, sinfonischem Bombast und ätherischer Schönheit geboten, sondern die Band gibt endlich wieder etwas mehr Gas und das aktuelle Doppelalbum weist in allen Details die komplette stilistische Bandbreite auf, die man von Iona kennt. Hinzu kommen weiterhin die wie immer christlich geprägten Texte, die zwar dieses Mal etwas offensichtlicher gewählt wurden, aber dennoch einen frei zu interpretierenden Charakter mit lebensbejahender, hoffnungsvoller Einstellung offen lassen und nicht als bloße Bekehrung zum Glauben im Vordergrund stehen. Vor allem die mehr rockige, sinfonische Ausrichtung tut dem über 90-minütigen Album gut, auch wenn man natürlich wieder jede Menge elegische, ausschweifende Passagen und sanfte, herzergreifende Schönheit einfließen lässt. Erstaunlicherweise weist dabei gerade der über 15-minütige Longsong "An atmosphere of miracles" einige Längen und inhaltlichen Leerlauf auf, kann in seiner Gesamtheit nicht unbedingt überzeugen, obwohl Iona bereits in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie auch Songs jenseits der 10 Minuten Grenze mit Inhalt füllen können. Letztendlich bleibt dies aber nur eine vernachlässigbare Randnotiz, denn ansonsten überzeugt das Material von "Another realm" als wunderbare Verbindung aus ergreifendem Gesang und keltischem Sinfonic Rock mit Clannad Appeal, der Seele und Gefühl nachhaltig und tiefgründig berührt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2011