CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
Haken - Visions
(71:32, Sensory, 2011)
Mit ihrem Debüt "Aquarius", aber ebenso durch ihre diesjährigen Auftritte in unseren Breiten auf dem Night Of The Prog Festival auf der Loreley und dem Night Of The Prog Festival in Nürnberg erarbeiten sich Haken einen mehr als respektablen Ruf. "Visions" setzt diesen positiven Grundtenor fort, denn selbst wenn man die britische Band grob dem Prog Metal Genre zuordnen kann, so steckt hier doch wesentlich mehr Tiefgang hinter der Oberfläche. Mit gefühlvollen Zwischenpassagen, melodiebeseeltem Bombast, sowie fragiler Zurückhaltung zur rechten Zeit, aber natürlich mit mächtig viel Power als tragendem Element ist mit dem aktuellen Material eine überaus kraftvolle, abwechslungsreiche und dennoch eingängige progressive Mischung gelungen. "Visions" bezieht daraus seine Stärke, dass hier eben nicht ausschließlich mit dem progmetallischen Dampfhammer die musikalische Legierung in eine Form gepresst wird, sondern man eben auch Raum für filigrane Ausgestaltung, wie künstlerische Feinheiten lässt. Interessanterweise funktioniert dies sowohl im kompakten Songformat, als auch bei den ausschweifenden Longtracks jenseits der 10 Minuten Grenze. Beim abschließenden Titelsong nimmt man sich gar auf über 20 Minuten Zeit, die dennoch keine Langeweile bzw. Leerlauf ausstrahlen. Mit viel Gespür für atmosphärische Tiefe und sinfonische Ausgestaltungen ist "Visions" definitiv kein schablonenhaftes Album, bei dem man überraschungsfrei allzu oft Gehörtes abgeliefert bekommt. Haken haben so etwas wie eine eigene Färbung, zudem arbeiten sie mit unterschwelligen Nuancen, die ihre Musik zwar nicht grundlegend neu erscheinen lassen, sie aber dennoch eigenständig auf ein anderes Level heben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011