CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
Frequency Drift - Ghosts...
(58:50, ProgRock Records, 2011)
Die atmosphärischen oberfränkischen New Artprogger um Mastermind und Keyboarder Andreas Hack veröffentlichten mit "Ghosts..." im September 2011 ihr drittes akustisches Kunstwerk. Wiederum wird im Stil eines Konzeptalbums musiziert, wobei diesmal entsprechend des stimmungsvollen Covers der Schauplatz der Natur die Grundlage für die menschlichen Begebenheiten und Erinnerungen darstellt. Der bisher charakteristische musikalische Weg von Frequency Drift mit ambienten Soundlandschaften, modernem Artrock, stimmungsvollen Rhythmuswechseln und markantem Frauengesang wird hier weiterhin beschritten. Wobei für meinen Geschmack die neuen Kompositionen mit vielfältigen Naturgeräuschen und zuweilen sympathisch zurückhaltendem weiblichen Gesang runder und auch facettenreicher auf mich wirken. Die neue und inzwischen fünfte Sängerin Antje Auer trägt mit ihrem zwar hochtonigen aber variationsreichen Gesang zur weiteren Qualität der Scheibe bei. Allerdings weiß sie mich in Phasen der dramatischen Intonation dann doch anzustrengen. Auch wenn eine cineastische Atmosphäre mit gekonnten und zuweilen lautmalerischen Gesängen für viele Tracks prägend ist, so weiß Andreas Hack die Kompositionen geschickt in verschiedene Stimmungen und Tempi zu führen. So wandeln zum Beispiel die Longtracks "Dreams" oder "Dance no more" von verträumten Soundlandschaften zu orgiastischen Breaks und farbenfrohen Finalläufen, wobei exzellentes elektrisches Gitarrenspiel mit rockigen Rhythmen erheblich dazu beitragen. Auch kann es schon mal crimsonesk schräg klingen, wie im Mittelpart bei "Mermaid", das ansonsten von einem behutsamen Fluss der Töne und vor allem einem sowohl temperamentvollen als auch gefühlvollen Violinenspiel von Gastmusiker Frank Schmitz geprägt wird. Durch den gehäuften Einsatz der Violine und gelegentliche Flötentöne erhält die Musik auf "Ghosts..." zusätzlich sowohl einen Folk- als auch einen Klassik-Touch. Auf "Sadness" lassen es die Bayreuther nach effektvollem Beginn mit verfremdeter Stimme mal rhythmischer angehen und inszenieren dabei eine groovige Synthie-Beat Nummer mit Ohrwurmcharakter. Wiederum meditativ ertönt das kurze und sensibel dargebotene Stück "Ringshine", das mit himmlischen Harfentönen seinen besonderen Charme entfaltet. Nicht zu vergessen sind ebenfalls einige jazzige Annäherungen, wie zum Beispiel das feingeistige Gitarrenspiel im Mittelpart des dramatischen "Tempest". Um diese fein gesponnene Klangkunst mit temperamentvollen Ausbrüchen und hypnotischen Rhythmen zu schätzen, sollte man ihr entsprechende Aufmerksamkeit schenken. Denn dann besteht die Möglichkeit, dass man nach mehreren Hördurchläufen mit immer größerer Hörfreude belohnt wird.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2011