CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Zen Rock And Roll - Undone
(39:30, ProgRock Records, 2011)

Das ist wirklich sehr, sehr amerikanisch, was hier geboten wird. Es handelt sich hierbei um ein 1-Mann-Projekt, denn alles wurde eingespielt und gesungen von einem gewissen Jonathan Saunders. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dass er den Albumtitel wörtlich hätte nehmen und das Album gar nicht erst veröffentlichen sollen. Gar so ketzerisch möchte ich hier natürlich nicht wirken, aber ein Retroprog-Purist könnte angesichts des mittlerweile dritten Albums von Zen Rock and Roll derlei Gedanken durchaus hegen. Von Yes und Genesis-Anklängen, die anfangs noch mit Zen Rock and Roll in Verbindung gebracht werden konnten, ist nichts mehr zu spüren, viele eher geht es in Richtung Alan Parsons. Der Gesang geht zwar in Ordnung, aber an manchen Stellen schrammt Saunders haarscharf an der Kitschgrenze vorbei, einige Keyboardsounds sind - gewollt oder nicht - ausgesprochen quietschig und erinnern fast schon an die Soundkulissen billiger PC-Spiele. Bisweilen sorgt dezente Mellotronunterlegung für leichtes Symphonik-Flair, während aber die Gesangslinien durchgehend im Kommerz-Rock / Balladen-Pop Bereich anzusiedeln sind. Etwas aus dem Rahmen fällt der einzige Longsong, das über 14-minütige "Concerto for the Original Sinners". Die Keyboardarbeit ist zwar bisweilen nett anzuhören, stellenweise aber auch wieder fast zu kitschig. Sie bestimmt die erste Hälfte des Instrumentals, das dann etwas Fahrt aufnimmt, wobei ich bisweilen sehr an die Melodielinien des Yes-Titels "White car" erinnert werde, danach wird es schon fast ein wenig psychedelisch. Während die anderen Titel eher vorhersehbar sind, wären mehr in dieser Form nicht schlecht gewesen - allerdings gerne mit etwas geschmackssichereren Keyboardsounds bitte. Ich denke, das Album bietet einiges an Angriffsfläche, andererseits hat es auch durchaus schöne Momente im Gepäck, die man auch entsprechend würdigt, wenn man in der Stimmung sein sollte, sich auf ein sehr amerikanisch klingendes poppiges Light-Prog-Werk einzulassen.

Jürgen Meurer



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