CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
Steven Wilson - Grace for drowning
(39:47 + 43:27, KScope / Edel, 2011)
Spitzenkomponist, -sänger, -gitarrist und -keyboarder sowie Starproduzent (u.a. Opeth) Steven Wilson hält dies selbst für seine bislang beste Arbeit in (Doppel-)CD-Länge. Und da möchte man ihm nach ein paar Hördurchgängen tatsächlich fast zustimmen - so etwas Wunderschönes wie "Deform to form a star" ist selbst diesem Tausendsassa seit ca. "Lightbulb sun" doch zumindest nicht alle Tage gelungen. Inspiriert wurde er zur aktuellen Großtat durch die Remastering-Tätigkeit für mehrere King Crimson-Alben, die seine Liebe zum 70er-Jahre Prog wiederbelebten. Und auch das können Hörer heute problemlos nachvollziehen, man nehme etwa die Van der Graaf Generator meets King Crimson-Passagen des beängstigenden "Raider II"! Ein weiterer Einfluss, der für "Grace for drowning" erkennbar weitaus wichtiger ist, als für beispielsweise die letzten Veröffentlichungen seiner Stammband Porcupine Tree, von No-Man oder Blackfield u.a., ist Jazz - die Drum-Spur des herrlichen "Sectarian" möge hier als Beweisstück genügen. Und es kommt noch besser: Ist schon die Gästeliste des Studio-Albums das reine Zuckerschlecken für Progfans - u.a. mit Steve Hackett (guit), Trey Gunn (guit), Tony Levin (bss, stick), Theo Travis (sax, flte, clar) und Jordan Rudess (keyb) -, so fällt einem zu der Band, mit der Wilson in diesem Herbst auf Europatournee ging, nur noch das Wort "Wunscherfüllung" ein: Marco Minnemann (drms; u.a. The Aristocrats, Mike Keneally, Paul Gilbert, Wolfgang Schmid, Nena, Necrophagist u.v.a.), Nick Beggs (bss, stick; u.a. Steve Hackett, Iona, Kajagoogoo), Aziz Ibrahim (guit; u.a. Simply Red, The Stone Roses, Asia), Gary Husband (key; u.a. Jack Bruce, Billy Cobham, Gary Moore, Mo Foster, John McLaughlin) und Theo Travis (flt, sax, clar; u.a. Gong, The Tangent, Soft Machine Legacy). Einer der weltbesten Schlagzeuger ist hier also "nur" als Keyboarder dabei... Der dänische Regisseur und Multimedia-Experte Lasse Hoile (u.a. Dream Theater) hat exclusive Projektionen und Videos für die Shows vorbereitet. Dieses illustre Package begibt sich nun gemeinsam auf Wilsons "first ever solo tour of Europe and North America". Es werden Stücke von sowohl "Grace for drowning" wie auch vom durchaus nicht zu verachtenden Vorgänger "Insurgentes" gespielt. Kein Wunder also, dass sich sogar Meister Wilson selbst neugierig zeigt: "I think these shows are going to be quite an adventure." Doch zurück zur Konserve: Das auf Platz 22 der deutschen Charts eingestiegene "Grace" ist als (recht preiswerte) Doppel-CD, Doppel-Vinyl sowie als Blu-Ray im 5.1-Surround-Mix inklusive Videomaterial erhältlich. Sammler werden zu den jeweils limitierten Special Editions greifen.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2011