CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Syndone - Melapesante
(47:18, Electromantic Records, 2010)

Syndone war bzw. ist in erster Linie das Projekt des italienischen Keyboarders Nico (Nik) Comoglio, der bereits Anfang der 90er zwei Alben ("Spleen" und "Inca") veröffentlichte, die von Beppe Crovella (Arti & Mestieri) produziert wurden. Nach einer recht langen Schaffenspause liegt mit "Melapesante" nun das dritte Werk vor, das zwar eindeutig in der Tradition des 70er Jahre Italo Progs gehalten ist, aber immer wieder für inhaltliche Überraschungen sorgt. Comoglio setzt zwar vor allem auf die Kraft von Hammond, Piano und Moog, doch trotz mächtiger antiker Tastensounds lässt er seinen Mitstreitern sehr viel Freiraum für deren musikalische Persönlichkeit. Da wäre zuerst der emotionale Gesangsstil von Riccardo Ruggeri, der sein Organ voluminös, aber auch sehr zurückhaltend oder geradezu lautmalerisch einzusetzen vermag. Hinzu kommen diverse Gastmusiker an klassischen Streichinstrumenten. "Melapesante" verfolgt zwar zuweilen den Weg der sinfonischen Vollbedienung, entfernt sich aber oftmals von der plakativen Wirkung und den Klangfarben des Retro Progs. Da ist ebenso Platz für sehr ruhige, akustische Einwürfe, wird mit lyrisch-verträumten Momenten eine innere Ausgewogenheit erschaffen. Weiterhin finden sich sachte kammermusikalische Momente, wie auch Jazz Rock Einschlag, so dass sich Syndone oftmals sehr weit weg vom lupenreinen Progressive Rock bewegen. Alles jedoch sehr ausgewogen, überaus geschmackvoll und vor allem beeindruckend gespielt, wenn auch teilweise etwas experimentierfreudiger auf den Punkt gebracht. "Melapesante" ist ein gelungener Brückenschlag der unterschiedlichen Stilistiken und gerade diese Offenheit macht dieses Album so interessant.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2011