CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Pallas - XXV (The sentinel II)
(62:00, Mascot Records, 2011)

Eine schwere Geburt war das 6. Studio-Album der Alt-Rocker, das lang ersehnte Nachfolgewerk von "The sentinel". Sänger Alan Reed verließ die Band und musste ersetzt werden. Außerdem stand ein neuer Plattenvertrag bei der Mascot Label Group an - keine optimalen Voraussetzungen für die Rock-Dinos. Das Warten hat sich aber gelohnt. Pallas erfinden sich zwar nicht neu, spielen aber herzerfrischend das, wofür sie seit über 25 Jahren bekannt sind: schnörkellosen, melodischen, teils hymnischen Power-Neo Prog mit dominant-knackigem Bassspiel, powerndem Schlagzeug, hart rockenden, aber auch schwebenden Gitarren und dichten Keyboard-Atmosphären. "XXV" das neue Album, ist das vielseitigste und abwechslungsreichste, enthält es neben straightem Hard Rock ("Monster", "Sacrifice"), ruhige, gefühlvolle, traurige Stücke ("Something in the deep", "Violet sky") auch richtig begeisternden und fetzigen Prog. Vieles klingt entschieden kraftvoller, verspielter und mitreißender. Auffällig vor allem die zuweilen schnelle, treibende Rhythmik der Double Bass Drums, manch krachend zerrende Gitarrenbretter, und die gelegentlich leicht-sperrigen Spielattacken. Dies kommt besonders im sehr starken, und unglaublich variierenden Mittelteil der CD zum Tragen. Vermischt bzw. verbunden werden die 11 Tracks mit etlichen mystischen Klängen, Chorgesängen, Synthie-Streichern oder diversen Sound-Gimmicks. Der neue Sänger Paul Mackie macht seine Sache ebenfalls sehr gut, er singt im Gegensatz zu Alan Reed etwas höher, hat allerdings eine nicht so markante und ausdrucksstarke Stimme wie sein Vorgänger. Bei zwei Titeln bekommt der mir bis dato völlig unbekannte Sänger Paul Mackie etwas Unterstützung von Gastsängerin Melissa Allan. Trotz aller Begeisterung muss ich dennoch ein wenig meckern: Beim Schlussteil der CD sind manche Intros und Klangcollagen ein bisschen zu langatmig und der bereits erwähnte Track "Sacrifice" ist mir dann doch zu banal. Dies schmälert den positiven Gesamteindruck der Platte jedoch nur minimal, sodass für mich klar bleibt: Pallas ist immer noch eine der Messlatten im Bereich des Neo Progs.

Andreas Kiefer



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