CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
Paganus - Kalla
(38:07, Earth n' Woods Records, 2010)
Die Musik des schwedischen Quintetts wird als Forest Rock bezeichnet. Was mag man sich jetzt darunter vorstellen? Schon nach einem Hördurchlauf wird mir klar: diese fröhliche Art von Musik ist ansteckend. Wer aus der reinen Folk-Ecke stammt, der mag in dieser Musik womöglich ein paar Progelemente wahrnehmen, dem reinen Prog-Hörer wird die Portion Prog vermutlich zu gering vorkommen. Für meinen Geschmack ist dies ein beschwingtes Folk-Rock-Album mit einer kleinen Prise Prog. Aber Progfaktor hin oder her - dieses Album macht mir richtig Spaß, auch wenn es nicht unbedingt meiner favorisierten Musikrichtung entstammt. Wenn man denn unbedingt Vergleiche aus der Prog-Szene heranziehen will, noch dazu von Landsleuten, dann mag man gelegentlich mal an folkige Passagen von Ritual oder Zello denken. Beide Referenzen sind insofern gar nicht so abwegig, da zum einen ein klarer Pluspunkt die klasse Stimme von Bandchef Johannes Söderqvist ist, zum anderen die elektrische Geige hier eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Bisweilen werden hier auch Erinnerungen an Fairport Convention wach. Eine weitere Besonderheit: zwei Damen sind an eher untypischen Positionen zu finden. Maria Larsson spielt Geige und steuert backing vocals bei, Jolene Fredricson bedient das Schlagzeug! Beide wissen vollauf zu überzeugen. Vervollständigt wird das Quintett von Bassist Fredrik Karlsson und Lead-Gitarrist Fredrik Mohlin. Also keine Keyboards, aber der Sound wird durch das sehr präsente Geigenspiel gelegentlich auch in leicht symphonische Bereiche geführt. Der bandtypische Sound wird auch geprägt durch die Tatsache, dass Gitarrist, Komponist und Sänger Söderqvist ausschließlich in Muttersprache agiert, was der sowieso schon sehr fröhlichen Musik noch eine zusätzliche charmante Note gibt, denn für meinen Geschmack passt dies alles hervorragend zusammen und es sind auch trotz der möglicherweise in unseren Breitengraden etwas merkwürdig klingenden Sprache durchaus Songs mit Ohrwurmqualität dabei. Wie gesagt, man ist hauptsächlich im Folk-Bereich unterwegs, aber das Gesamtkonzept und die gute Umsetzung rechtfertigen eine Kritik im Progressive Newsletter allemal. Feines Album, das Prog-Fans, die gerne auch mal folkige Töne hören, unbedingt antesten sollten!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2011