CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Lunatic Soul - II
(50:43, Mystic Productions, 2010)

Da ist es nun also, rechtzeitig zur dunklen Jahreszeit ein "weißes", ergo "helles" (?) Album von Duda. Es ist deklariert als Gegenstück zum dunklen Erstwerk im Soloschaffen des Riverside-Chefs. Und daher baute ich eine Erwartungshaltung auf, die sich beim Hören als Irrweg erweist. Von großen Unterschieden zwischen den beiden Alben ist - abgesehen von der Optik - nicht allzu viel zu spüren: die Grundstimmung ist auch auf dem "hellen" Album sehr dunkel und die angekündigte spiegelbildliche Verarbeitung des Themas "Tod und was danach kommt" bleibt in Ansätzen stecken, wird mal deutlich im Einsatz musikfremder Gimmicks (Weinen auf LS I, Babylachen auf LS II - netter Einfall!), sporadisch auch in einzelnen Teilen der Musik. Alles in allem aber führt Duda konsequent das Konzept aus Album 1 im Album 2 fort und das ist einerseits sehr stimmig und mit viel "polnischer Seele", sprich Inbrunst gemacht, zum Anderen wird es aber fast ein wenig langweilig. Duda hat in den gesungenen Passagen einen leicht klagenden Ton in der Stimme. Und hätte er nicht eine sanfte und eingängige Tonlage gewählt, so könnte man fast Ähnlichkeiten mit einer Reihe von Peter Hammills Solowerken feststellen, man höre mal "Asoulum" als Beispiel. Die im instrumentalen Opener erzeugte Allerheiligenstimmung wird bis zum Ende durchgehalten, was einerseits zu einem homogenen Gesamteindruck führt, aber ab und an die nötige Abwechslung vermissen lässt. So gehen die Tracks derart geölt ineinander über, dass ich zum Teil Ende / Anfang nicht richtig wahrnehmen konnte. Sicher, es ist ein künstlerisch anerkennenswertes Album geworden. Gut gemacht, fein instrumentiert und perkussioniert, mit viel Gefühl eingesungen und produziert. Aber ich gebe zu, dass ich etwas Anderes, vielleicht Flotteres, einfach "Lebendigeres" erwartet hatte und dass ich mir nun wünsche, dass Lunatic Soul kein weiteres (man ist ja schnell mal bei einer Trilogie ;-) gelandet), etwa "graues" Album produziert. Dem nächsten fetzigen Riverside-Album sehe ich hingegen mit Vorfreude und Spannung entgegen. Duda hat sich jetzt schließlich ausreichend ausgeruht...

Jürgen Wissing



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