CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Tao of the dead
(52:21, Superball Music, 2011)

Die kürzliche "Festival Thyme"-EP war schon eine gute Einstimmung auf das nun folgende neue Studiowerk der Texaner, die ihre Gruppe 1994 in Austin gegründet haben. Und die EP war eine gute Vorlage auf die neue CD "Tao of the dead", denn die Grundstimmung ist auf beiden Platten gleich. Die Band mit dem schrägen Namen bietet auf ihrem siebten Album ein orgiastisches Klanggemälde, eine wilde Mischung aus Noise-Rock (auf der ersten Hälfte des Albums) und ausladendem beinahe orchestral anmutendem Kunstrock und das in so homogen arrangierter Weise, dass alles perfekt passt. Die Zitate bzw. Hommagen an den Progressive Rock der 70er - angeblich hatte sich Conrad Keely in seiner Jugend Platten wie "The dark side of the moon" und "Close to the edge" reingezogen - sind für den musikbewanderten Hörer natürlich deutlich herauszuhören. Schön, dass diese Musik auch im 21. Jahrhundert immer noch andere Musiker maßgeblich beeinflusst. Allein der Longtrack "Strange news from another planet" ist 16 Minuten lang. Mich persönlich stört nur eine Kleinigkeit: Zwischen den Parts gibt es kleine Pausen, aber besser wäre es gewesen, wenn die Songs nahtlos ineinander übergegangen wären. Ist es z.B. nicht bei "The wall" so? Aber das ist nur eine Nebensächlichkeit. Gitarren und Keyboards werden zu einem regelrechten epischen Soundtrack verwoben - und da wären wir schon beim nächsten Punkt, der dieses Album zu etwas Besonderem macht: Ein überbordendes Coverartwork ganz im Stil der aufwendigen 70er LP-Sleeves, die ersten 16 Seiten der Comic-Story "Strange news from another planet..." und eine 33-seitige Geschichte verfasst von Keely, und - in der limitierten Auflage - eine CD mit Buch-Cover und Popup-Figuren. Und die LP-Version hat natürlich ein Klappcover und ein Etching auf Seite 4. Trail of Dead dazu: "Ist Musik seit Downloads nicht nebensächlich geworden? Müssen sich Rockmusiker nicht fragen, was sie eigentlich noch verkaufen wollen, wenn die Musik selbst über keinen nachhaltigen Wert mehr verfügt? Muss ein Konzert nicht mehr als nur ein Bühnenauftritt sein? Deshalb wollen wir eine eigene Welt schaffen, zu der unsere Songs den Soundtrack liefern." Man kann also konstatieren: Hier bildet der äußere Rahmen und die famose Musik so eine Art liebevoll gestaltetes Gesamtkunstwerk, wie man es heute nur noch selten zu sehen und hören bekommt!

Markus Schurr



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