CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Lebowski - Cinematic
(66:37, Privatpressung, 2010)

Soundtracks für imaginäre Filme. Nach diesem Ansatz verfährt das polnische Quartett Lebowski, und es ist auch wohl kein Zufall, dass der Name dem grandios-schrägen Film "The big Lebowski" angelehnt ist und das erste Album den Titel "Cinematic" trägt. Doch von inhaltlicher Schräge im Sinne des eigenwilligen Humors der Coen-Brüder, die u.a. den kauzigen Lebowski erschufen, ist hier nichts zu finden. Vielmehr hat man sich bei der Band gleichen Namens auf die atmosphärische Seite geschlagen, was nicht nur einmal Erinnerungen an die ruhigere Seite von Riverside weckt. Dabei sorgt jedoch nicht nur der meist lautmalerisch eingesetzte Gesang von Gast-Chanteuse Katarzyna Dziubak und diverse Sprachsamples für eine etwas andere Klangnuance. Auch die selten eingesetzten, härteren Riffs sind eher schmückendes Beiwerk, vielmehr werden die meist im 6-7-minütigen Bereich angesiedelten Titel vor allem von flächendeckenden Keyboardklängen geprägt, über denen sich gefühlvoll die Gitarre in sphärische Höhen erhebt. Mitunter gleiten zwar einige der entspannten, weich gezeichneten Klänge nahe am Bereich des Kitschigen entlang, immerhin kann man ja als Entschuldigung anführen, dass es sich eigentlich um eine virtuelle Filmuntermalung handelt. Über weite Strecken funktioniert jedoch dieser Soundtrack recht gut und erzeugt mit viel Sinn für griffige Melodien und wunderbaren Harmonien einen ganz eigenen, persönlichen Film vor der eigenen Vorstellungskraft.

Kristian Selm



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