CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
Marten Kantus - Nimbus
(46:35, Privatpressung, 2011)
Und wieder ein komplett im Alleingang eingespieltes Album des Berliner Multi-Instrumentalisten Marten Kantus. Laut Angaben im Booklet spielt er: Clarinet, soprano & alto recorder, soprano & alto sax, harmonica, pipe & electric organ, grand piano, Rhodes piano, synthesizer, sequencer, sampler, vocoder, electric & acoustic guitars, electric bass, celtic harp, drums, percussion, glockenspiel, virtual orchestra. Respekt! Und eines sei gleich vorneweg gesagt: es handelt sich nicht einfach nur um eine Aneinanderreihung von Soloeinlagen an den verschiedenen Instrumenten, sondern um ein ausgesprochen kompaktes, sehr stimmungsvolles Gesamtbild, das der Künstler hier geschaffen hat. Noch mal: Respekt!! Marten Kantus ist ja ein sehr fleißiger Musiker, wenn man dies mal an der Zahl von Veröffentlichungen in den letzten Jahren festmachen will. Doch eine hohe Veröffentlichungsfrequenz bringt auch die Gefahr mit sich, irgendwann beliebig zu werden und das neue Werk genau wie das vorangegangene erscheinen zu lassen. Während die letzten beiden Alben ("Airframe" und "Rotorhead") für meinen Geschmack doch ziemlich ähnlich klangen, fällt Nimbus vergleichsweise deutlich aus dem Rahmen, klingt "Nimbus" im Vergleich mit anderen Kantus-CDs doch andersartig. Also kein Album der Marke "same procedure..", sondern Kantus ist sichtlich bemüht, seine Musik etwas unberechenbarer zu machen. Und so erzeugt er auf "Nimbus" ein Stimmungsbild, das auf der einen Seite zwar nach wie vor noch gewisse bekannte Kantus-Muster enthält, aber eben doch auch einige neue Stilmittel aufweist. Es ist wohl kein Zufall, wie die Auflistung der Instrumente (siehe oben) gehandhabt wurde, denn tatsächlich spielen die Blasinstrumente auf diesem Album eine sehr dominante Rolle. Sein virtuelles Orchester ist ja bereits von alten Alben her bekannt, die Harfe wird nur selten eingesetzt, Gitarren- und Tastenarbeit halten sich die Waage. Vereinzelt werden dezente Synthesizerparts eingebracht, aber es ist beim typischen Ansatz einer akustischen Mini-Sinfonie geblieben. Die Bläserarrangements sind absolut klasse, gelegentlich werde ich an "Ommadawn" oder "The geese & the ghost" erinnert. Das Album enthält vier Titel, namentlich "Forest", "Mountain", "Meadow" und "Coast", alle zwischen 10 und 15 Minuten lang. Wie aus einem Guss fügen sich hier wunderbare Themen aneinander. Ein sehr schönes, ruhiges Album und eine neue Facette im Erscheinungsbild des Berliner Musikers. Toll!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2011