CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Anders Helmerson - Triple ripple
(52:44, Musea, 2010)

Im Jahr 1981 veröffentlichte der klassisch ausgebildete Keyboarder Anders Helmerson mit "End of illusion" ein wunderbares Kleinod tastendominierter Musik. Irgendwo zwischen Sinfonik Rock, Elektronik und soundtrackartigen Eskapaden angesiedelt, hatte dieses Album nur einen Makel: es erschien augenscheinlich ein paar Jahre zu spät, weswegen der kommerzielle Erfolg zu Unrecht leider sehr überschaubar blieb. Desillusioniert vom Musikbusiness zog Helmerson im Laufe der Zeit quer über den Globus, bis er letztendlich als Arzt in Brasilien landete. Doch irgendwie ließ ihn seine musikalische Leidenschaft nie los, so dass nach langer Schaffenspause 2002 das Album "Fields of Inertia" erschien. "Triple ripple" ist nun die musikalische Fortsetzung, die mit namhafter Unterstützung von Bassist Brian Beller und Schlagzeuger Marco Minnemann eingespielt wurde. Der mittlerweile in London lebende Schwede bewegt sich mittlerweile stilistisch mehrheitlich im Jazz Rock / Fusion Bereich, auch wenn ein sinfonischer Einschlag nicht von der Hand zu weisen ist. Handwerklich gibt es hier überhaupt keine Kritikpunkte, denn die drei Protagonisten verstehen augenscheinlich ihren Job. Selbst der mittlerweile nur noch nebenberuflich als Musiker agierende Helmerson setzt sein Tastenarsenal klanglich immer noch geschmackvoll und überaus virtuos ein. Darüber hinaus hat man hier niemals den Eindruck, dass das Ego der Beteiligten im Vordergrund steht, sondern jeder ordnet sich kompakt und gruppendienlich unter. Jedoch ist der kompositorische Gehalt von zu viel inhaltlicher Bedeutungssuche geprägt. Die fünf Songs, bis auf das dreiminütige "Helix of eternity" ausschließlich im Longsongformat unterwegs, sind spektakulär, überaus packend und mit jeder Menge Druck nach vorne aufgebaut, aber bei genauer Betrachtung irgendwie ohne rechtes Ziel versehen. Die einzelnen Segmente greifen perfekt ineinander, aber sie steuern nicht unbedingt auf einen prägnanten Höhepunkt hin. Virtuosität und spielerische Hingabe kommen somit leider nicht auf den Punkt. So geht hier die Schere zwischen Anspruch und Gehalt leider bisweilen zu weit auseinander. Ein gutes Jazz Rock / Fusion Album im Retrogewand ist "Triple ripple" allemal, das Debüt "End of illusion" bleibt aber trotzdem unerreicht.

Kristian Selm



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