CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
Glass - Spectrum principle
(64:20, Musea, 2010)
Die Ursprünge von Glass gehen bis in die frühen 70er zurück, doch erst im neuen Jahrtausend schaffte man es, in Würde gealtert, einige Alben aufzunehmen und auch live in Erscheinung zu treten. Bestehend aus den Brüdern Greg (Keyboards) und Jeff Sherman (Bass), sowie unterstützt von Schlagzeuger Jerry Cook ist hier ein klassisches Prog Trio am Start. Doch auch wenn vor allem das umfangreiche Tastenarsenal (u.a. Hammond, Moog, Mellotron) dominant, aber dennoch sehr trefflich austariert den Sound des amerikanischen Dreiers bestimmt, so gelingt dennoch eine eigenständige Interpretation, die zwischen Retro Prog und Canterbury wandelt. Zwar fehlen dieses mal, im Gegensatz zu früheren Alben, Gastbeiträge mit echten Canterbury Legenden wie z.B. Hugh Hopper, Elton Dean, Richard Sinclair oder Phil Miller, dennoch ist dieses Album vielfach eher britisch, denn augenscheinlich amerikanisch geprägt Glass bleiben aber dennoch vor allem im melodischen Terrain verwurzelt, die jazzigen Ausflüge sind mehr eine gelungene Ergänzung, als prägnant im Vordergrund stehend. Für absolute Fetischisten der analogen Tastenarbeit ist dieses Album natürlich ein wahres Freudenfest, da hier eigentlich alles zum Einsatz kommt, was man gerne aufgrund seines warmen, organischen Klangkörpers gerne hört und deshalb liebt. Einziger Schwachpunkt der fünfzehn, rein instrumental gehaltenen Titel: so richtig mit Dampf nach vorne kommt hier leider nichts aus seinen Startlöchern, alles verharrt doch eher im elegischen, auf Dauer etwas gemächlich wirkenden Mid Tempo. Ausnahmen bleiben einige experimentelleren Stücke mit elektronischen Einsprengseln und freiem Spiel, die erstaunlicherweise allesamt vom Schlagzeuger Jerry Cook geschrieben wurden. Alles in allem ein schöner Nostalgietrip.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011